DOPPELPUNKT April 2018

Seite 22 April Wenn die Glocken wegfliegen knattern die Ratschen im Land Wir ratschen, wir ratschen zum Englischen Gruß den jeder katholische Christ beten muss. Kniet´s nieder, kniet´s nieder auf eure Knie, bet´s drei Vater unser und drei Avemarie. W enn am Gründonnerstag die Glocken nach Rom fliegen um nach altem Volks- glauben geweiht zu werden, kommen die Ratschen zumEin- satz. Diese Aufgabe überneh- men in den meisten Orten die Ministranten. Die ziehen dann mit ihren lauten Osterratschen von Haus zu Haus um lautstark zu ratschen. Dabei sagen sie den englischen Gruß wie oben zitiert auf. Wobei das jetzt mit der englischen Sprache nichts zu tun hat, sondern an die Be- grüßung Marias durch den En- gel Gabriel erinnern soll. Schon seit dem Mittelalter gibt es den Brauch mit Rat- schen an die Gebetszeiten zu erinnern. So werden mit den Osterratschen die Gottesdiens- te angekündigt, wie das an- sonsten das ganze Jahr über die Kirchenglocken tun. Weil Kirchenglocken aber festliche Stimmung ausdrücken, ist de- ren Geläute in der Zeit des To- des Jesu nicht angebracht. Die Ratschen werden selbst gemacht Meist sind die Ratschen selbst gemacht. In einem star- ren Rahmen dreht sich ein Zahnrad, das durch Drehen der Ratsche dem Federbrett ein lautes Knarren entlockt. Und wenn dann ein paar Ratschen neben dir gedreht werden ent- steht ein ohrenbetäubender Lärm, der einem nicht einmal mehr das eigene Wort verste- hen lässt. Für die fleißigen Ratschen- kinder gibt es eine kleine Be- lohnung. Früher gab es fast nur Eier, Brot oder Süßigkeiten. Heute wird auch gerne einmal ins Geldtascherl gegriffen und es kommt immer so viel zu- sammen, dass sich anschlie- ßend für alle Ratschenkinder eine gemeinsame Jause finanzieren lässt. Mit dem Auferste- hungsgottesdienst am Abend des Karsams- tags werden auch die Ratschen wieder für ein Jahr in den Ru- hestand geschickt. Denn mit diesem Zeitpunkt sind die Glocken wieder zu- rück aus Rom und übernehmen frisch geweiht wieder ihre Auf- gabe bis zum nächsten Grün- donnerstag. So wie in den meisten Orten übernehmen auch in Mondsee die Mininstrantinnen und Ministranten das Ratschen, wenn am Gründon- nerstag die Glocken nach Rom fliegen. Bild: Rule OSTERN IM FLACHGAU

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