DOPPELPUNKT April 2018

April 2018 OSTERN IM FLACHGAU F ür uns wäre Ostern ohne bunte Eier nicht denkbar. Woher aber kommt dieser Brauch und wie lange gibt es ihn schon? Wir baten ein Osterei zum Interview. Wie schaut das typische Os- terei aus? Osterei: „Bunt. Wobei die ro- te Farbe schon ein Klassiker ist und rot vor allem im 12. und 13. Jahrhundert für das von Chris- tus vergossene Blut steht. Heu- te gibt es Ostereier in allen Far- ben. Es gibt sie auch mit Ab- ziehbildern und kunstvollen Verzierungen, mehrfärbig und fleckig oder gestreift. Kurzum: Erlaubt ist, was gefällt. Man kann das inzwischen mit den Christbäumen vergleichen. Da wird der Schmuck auch immer vielfältiger und bunter.“ Wie viele Eier werden zu Os- tern in Österreich gegessen? Osterei: „50 Millionen Eier kaufen und essen die Österrei- cher zu Ostern. Rund 35 Milli- onen davon werden schon fer- tig gefärbt gekauft. Und jähr- lich werden es mehr. Das heißt aber auch, dass immer weni- ger Menschen die Ostereier selbst färben. Das liegt viel- leicht auch daran, dass die ge- kauften Eier einfach eine kräfti- gere Farbe haben. Wenn die Ei- er noch selbst gefärbt werden, dann in Familien mit kleinen Kindern.“ Seit Wochen stehen die Os- tereier in den Supermarkt- regalen. Wie lange bleibt ein Osterei genießbar? Osterei: „Ein gefärbtes Osterei hält sich einigeMonate. Zum ei- nen deshalb, weil gekochte Eier von Haus aus schon gut haltbar sind. Und dann kommen auch noch die modernen Farben da- zu, die das Osterei beinahe luft- dicht verschließen.“ Woher kommt eigentlich die Tradition des Eierfärbens? Osterei: „Da gibt es gleich mehrere Theorien. Die wahr- scheinlichste ist, dass man frü- her die Eier in der Fastenzeit haltbar machen musste, weil es in den Tagen von Aschermitt- woch bis Ostern verboten war, tierische Produkte zu essen. Diese Eier wurden gekocht, damit sie nicht schlecht wur- den. Und damit man die rohen Eier von den gekochten Eiern unterscheiden konnte, wurden die gekochten gefärbt und dann eben zu Ostern gegessen.“ Das Ei hat aber auch Sym- bolkraft. Osterei: „Natürlich. Und zwar in beinahe allen Kulturen und auf allen Kontinenten. So wis- sen wir beispielsweise, dass schon vor 5.000 Jahren in Chi- na zu Frühlingsbeginn bemal- te Eier verschenkt wurden und auch im Judentum gehörte das Ei zum fixen Brauchtum. Auf- fällig ist dabei, dass in allen Kulturen das immer um den Beginn der warmen Jahreszei- ten eine besondere Rolle ge- spielt hat. Vielleicht auch des- halb, weil es ein Symbolobjekt dafür ist, wie aus einem zu- nächst vermeintlich ,toten, Ob- jekt Leben entstehen kann.“ Zu Ostern ist das Ei ja durch- aus auch ein Wirtschaftsfak- tor. Osterei: „Nicht nur zu Ostern. Das Ei spielt das ganze Jahr ei- ne wichtige Rolle, weil es bei der Zubereitung von vielen Le- bensmitteln eine große Rol- le spielt. Rund drei Viertel der Eier kommen aus Ös- terreich. Der Rest, das sind et- wa 18.000 Tonnen werden im- portiert. Unter anderem auch aus so fernen Ländern wie Chi- na, Singapur, Mexiko oder Ar- gentinien.“ Zurück nach Ostern. Wieso bringt der Osterhase die Eier und nicht die Henne? Osterei: „Es war der bekann- te Mediziner und Naturheiler Georg Franck von Franckenau, der erstmals 1682 in seiner Ab- handlung ,De ovis paschalibus – von Oster-Eyern´ den Oster- hasen als Eierbringer erwähnt. Zur Belustigung legt der Hase die Eier im Gras und unter Ge- büschen ab, wo sie dann von Kindern und Erwachsenen ge- sucht werden. Franck weiß aber auch, ,dass das ein Fabel ist, die man Simpeln und Kindern auf- bindet´. Trotzdem hat sich der Osterhase schnell durchgesetzt und ist heute aus dem Brauch- tum nicht mehr wegzuden- ken.“ Ostereier werden aber nicht nur versteckt, sie werden auch auf Ostersträuche ge- hängt. Osterei: „Dieser Brauch ist re- lativ neu und erst im vergan- genen Jahrhundert entstanden. Schon in der Fastenzeit werden viele Wohnungen mit Oster- sträuchen dekoriert. Die Eier die dort hängen sind aber aus- geblasene Eier, die zum Teil wirklich kunstvoll dekoriert werden, ein hübscher Blickfang sind und vor allem Kindern ei- ne Vorfreude aufs Osterfest ma- chen. Viele Leute legen solche Eier auch in Osternester aus frischer Kresse oder grünen Pa- pierstreifen.“ Ostern ohne Eierpecken wä- re nur der halbe Spaß. Osterei: „Ja, das Pecken mit uns Ostereiern ist eine Gaudi für jung und alt. Und natürlich ist man auch als Osterei stolz, wenn man alle Runden über- steht und als Sieger feststeht.“ Interview: Rupert Lenzenweger Wie kam das Osterei zu seiner Farbe?

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