DOPPELPUNKT Dezember 2020

Und, wie läuft`s? Auch die Nachbarn schauen gerne vorbei, wenn beim Fuchs gebrannt wird (Bild links). Der Schnapsbrenner selbst hat freilich nicht immer Zeit für ein Plauscherl. Wenn die Temperatur im Brennkessel passt, muss alles schnell gehen. Alle Bilder: Rule beim „Fuchs in Stock“ der Gärkessel auf Hochtouren läuft. Und so bekommt der Franz regelmäßig Besuch von seinen Nachbarn, für die er hin und wieder auch Schnaps brennt. Vor allem aber wird beim Loibichler Obst aus dem eigenen Garten verarbeitet. Dabei legt Franz auf Sorten- reinheit großen Wert. Da die Birnen. Dort die Äpfel. Ge- mischt wird nix. Aus 1.000 Kilo Maische werden rund 55 Liter Schnaps. Manchmal ein bisserl weniger, dann wieder ein bisserl mehr. Je nach Zu- ckergehalt der Früchte. „Das heurige Obstjahr ist Durch- schnitt“, sagt der Franz. Nicht vergleichbar mit vor zwei Jah- ren. So gute Früchte wie 2018 gibt’s so schnell nicht wieder. Genießbar ist der Schnaps nur dann, wenn er zwischen 38 und 42 % Alkohol hat. Bis es so weit ist, kommen zu- nächst eineinhalb Liter Vor- lauf. Und danach gibt’s noch den Nachlauf. Beides nicht zu gebrauchen. Obwohl, den Nachlauf kannst in die Auto- scheibenwaschanlage geben. Damit friert im Winter nix ein und die Scheibe macht er auch sauberer als jedes ande- re Mittel. Diesen Tipp hat der Franz ausnahmsweise nicht von seinem Opa, sondern von einem Pater aus dem Stift Reichersberg. Die Augustiner Chorherrn dort sind auch be- gnadete Schnapsbrenner. Und Sparmeister. Deshalb sind sie auch auf die Idee gekommen, mit dem Nachbrand in der Autoscheibenwaschanlage. Inzwischen wissen das auch die Polizisten in der Region und schöpfen kaum mehr Ver- dacht, wenn ein Auto aus dem Fuhrpark des Stiftes intensiv nach Alkohol riecht. „Aber in den ersten Jahren haben wir schon ein paar Mal blasen müssen“, hat ein Mönch dem Loibichler Franz lachend ver- raten. Schnaps wird in der ganzen Welt hergestellt und so lässt sich auch beim besten Willen nicht feststellen, wann und wo genau das erste Schnapserl der Weltgeschichte gebrannt wurde. Aber es war ganz si- cher nicht im Mondseeland, sondern wahrscheinlich eher in Alexandria wo nachweislich während der römischen Kaiser- zeit die Alchemisten in diese Richtung experimentierten. Al- lerdings dachten die zunächst nicht dar- an, den Schnaps zu trinken. Sie betrach- teten den Brannt- wein vielmehr als ein medizinisches Allheilmittel, vor- dringlich zum Ein- reiben. Die Anwendung hat sich grund- legend geändert, wohl aber nicht die Überzeu- gung, dass der Schnaps durchaus auch Me- dizin sein kann. Und es soll Leute geben, die schwören darauf, dass ein Stamperl Schnaps jeden Morgen auf nüchternen Magen die beste Voraussetzung für ein langes und gesundes Leben ist. Vorlauf, Nachlauf, Gradmesser und Kesseltemperatur. Beim Schnapsbrennen musst viele Dinge gleichzeitig im Auge haben.

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