DOPPELPUNKT Dezember 2023

Seite 2 Meinungen Dezember 2023 I ch glaube, ich brauche Ihnen in- zwischen nicht mehr erklären, was wir das ganze Jahr über mit dem Kaffeesud tun, der in der Redaktion an- fällt. Ganz richtig: Wir lesen immer wieder um diese Zeit daraus und wissen dann, was uns das neue Jahr bringen wird. Hier ist also die konkreteste Jahres- vorschau, die sie so schonungslos sonst nir- gendwo finden werden. Jänner. Der Beginn des neuen Jahres steht ganz im Zeichen der Gemein- devertretungswahlen am 10. März in Salzburg. Mit einem vorerst nicht durchschaubaren Trick ist es Baumeister und Selbstdarsteller Richard Lugner gelungen, auf den Wahlzetteln in allen Flachgauer Gemeinden als Bürgermeisterkan- didat aufzuscheinen. „Mörtel“ hat dazu extra die Partei „freie Mau- rer“ gegründet. Februar. Marco Po- go hat sich an Richard Lugner ein Beispiel genommen und ver- kündete ebenfalls seine Kandidatur als Bürger- meister. Allerdings nur in Obertrum, weil diese Gemeinde gut zu sei- ner „Bierpartei“ passt. Unter diesem Aspekt er- scheint jetzt auch Pogos Auftritt Ende Oktober im Obertrumer Bier- kabarett in einem ganz anderen Licht. März. Mörtel hat es nicht geschafft. In keiner Ge- meinde bekommt er eine Wählerstimme. Schmollend zieht er sich daraufhin mit einem „Bienchen“ auf eine Südseeinsel zurück und überlegt dort Häuptling zu werden. Marco Pogo lässt uns noch vor der Wahl wissen, dass seine angekün- digte Kandidatur ein Scherz war. Er wollte sich damit bei der Salzburger Bierpar- tei rächen, die sich bei der vergangenen Landtagswahl ebenfalls nur scherzhaft zur Wahl präsentiert hat. April. Am 15. April be- kommen die Bewohner in Seekirchen-Haregg in die- sem Jahr zum ersten Mal Post. Die Freude darüber ist so groß, dass sie sich spontan zu einem kleinen Fest unter dem Motto „Auf- erstehung des Briefträgers“ treffen. Die Postmana- ger findet die Idee so gut, dass sogar an eine eigene Sondermarke zum Anlass gedacht wird. In der all- gemeinen Euphorie wird allerdings übersehen, dass der Briefträger nur den Hofer-Prospekt für das Os- terfest ausgetragen hat. Das war aber bereits vor 14 Ta- gen. Mai. Formel I-Weltmeis- ter Jan Verstappen schaut nach einem Red Bull-Fir- menbesuch in Fuschl auch noch einen kurzen Sprung im Chiemseehof bei der Landesregierung vor- bei. Dabei überreicht er Landeshauptmann-Stell- vertreterin Marlene Svazek sein Weltmeisterauto aus dem Vorjahr. Svazek hat sich den Red Bull als neu- es Dienstauto gewünscht und will damit den mit nur knapp 530 PS völlig untermotorisierten BMW ersetzen, der ihr im Herbst vergangenen Jahres als Dienstwagen untergescho- ben wurde. Juni. Umweltschützern ist der Fahrtraum in Mattsee schon längere Zeit ein Dorn im Auge. So wollen Klima- kleber Ausfahrten mit den „alten und stinkenden“ Au- tos unterbinden. Weil die Klimakleber aber von aus- wärts kommen und nicht ortskundig sind, verwech- seln sie den Niedertrumer See mit dem Obertrumer See und statt Fahrtraum verstehen sie Farbraum. Sie kleben sich deshalb nicht vor dem Oldtimermuseum in Mattsee fest, sondern vor dem Atelier des Künstlers Peter Mairinger in Seeham. Weil der Maler aber gera- de auf einer Studienreise in Korfu ist, bleiben die Klimakleber unentdeckt. Erst nach der zweiten Nacht hören Spaziergänger die verzweifelten Hilfe- rufe. Trotzdem feiern die Salzburger Grünen in unzähligen Presseaussen- dungen diese Aktion als grandiosen Erfolg. Juli. In Seekirchen flammt erneut die Diskussion auf, ob während des Sommers das Ortszentrum nicht wieder zur verkehrsfreien Zone erklärt werden soll. Während der Großteil der Bevölkerung dafür ist, sind die Geschäftsleute strikt dagegen. Sie fürchten um ihre Umsätze, gehen sogar noch einen Schritt weiter und fordern eine zeitweili- ge Sperre der Umfahrung damit alle Autos durch das Stadtzentrum fahren müs- sen. Schließlich bleibt alles wie es ist. August. Weil der Kaffee- sud für diesen Monat keine Vorhersage wusste, fragten wir die künstliche Intel- ligenz ChatGPT was uns Richard Lugner will Bürgerm und Marlene Svazek bekommt

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