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FAHRTWIND Seit in den frühen Achtzigerjahren der Bergbau eingestellt wurde rosten die Maschinen und An- lagen vor sich hin. Besonders impossant ist die ehemalige Verladestation, bei der die Schiffe mit dem Erz befüllt wurden. Alle Bilder: Rule Die Mondlandschaft auf der Insel des Feuers und Eisens Sind wir hier auf dem Mond gelandet? Natürlich ist diese Frage völlig abwe- gig. Und trotzdem stellst du sie dir irgendwann während des Spaziergangs in den Bergen hoch über dem Ort Rio Marina ganz im Nordosten der Insel Elba. Denn im Meer der Ruhe auf dem Mond, wo seit 56 Jahren die Landeinheit der Raumfähre Eagle steht, aus der am 20. Juli 1969 Neil Armstrong als erster Mensch auf den Mond geklettert ist, könnte es genauso aussehen. Krater, rie- sige Felsformationen und große Steinbrocken soweit das Auge reicht. Oberhalb von Rio Marina ist diese bizarre Landschaft allerdings von Menschen ge- macht. Vor mehr als 2.500 Jahren haben fleißige Berg- leute damit begonnen, den Berg auf der Suche nach Eisenerz Schicht um Schicht abzutragen. Dabei sind Pla- teaus entstanden. Es bildeten sich Krater und durch die Sprengungen wurden riesige Gesteinsbrocken durch die Luft geschleudert. Bis 1980 wurde der Bergbau betrie- ben, dann war Schluss und niemand fand es der Mühe wert, die alten Anlagen ab- zutragen oder die Maschinen abzuziehen. Und so rosten die Loks der Transportbahnen, Bagger und sonstiges Gerät noch heute an Ort und Stelle vor sich hin. Besonders im- possant präsentiert sich die inzwischen völlig verrostete Verladestation am Meer. Sie diente dazu, die Steinbrocken auf Schiffe zu verladen, die das Material dann zu den gro- ßen Schmelzöfen auf dem ita- lienischen Festland aber auch in Portoferraio brachten. S chon die Etrukser wussten 200 Jahre vor Christi die Bodenschätze Elbas zu schät- zen und Forscher haben in- zwischen Überreste von mehr als 100 Schmelzöfen aus der damaligen Zeit gefunden. Als alle Wälder abgeholzt und damit der Brennstoff für die Eisenerzverhüttung erschöpft war, brachten sie das Gestein zur Weiterverabeitung an die toskanische Küste. Dieser Raubbau hat seine Spuren hinterlassen und so nannten die griechischen Seefahrer Elba „Aethalia“, was die „Ru- ßige“ heißt. Rostiges Wasser. Das Eisenerz gibt dem See am ehemaligen Bergwerksgelände eine tiefrote Farbe.
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