DOPPELPUNKT Februar 2021

Aktuelle Rundschau Februar 2021 Seite 3 Winter 1928. Die Holzschlägerungen im Kobernaußerwald liefen auf Hochtouren. Abtransportiert wurden die Stämme mit der Waldbahn. Fertig machen zur Abfahrt. Sepp Kaindl als Lokführer und der junge Mann vorne auf der Lok ist Ernst Frauenberger. Bild: Archiv Gemeinde Lengau, übermittelt von Adolf Falb Ä ltere Leser können sich vielleicht noch an das Schienennetz durch den Ko- bernaußerwald erinnern. Auf den Gleisen wurde mit der Waldbahn das geschlägerte Holz abtransportiert. Der Kobernaußerwald wur- de seit jeher als Holzlieferant für die Region genutzt. Die- ser schier unbegrenzte Vor- rat an Rohstoff war auch mit ein Grund zur Ansiedlung der Glashütten in Schneegattern. Zum Abtransport des Holzes wurde 1888 eine Schlepp- bahn vom Bahnhof Fried- burg bis nach Schneegattern erbaut. Diese Abschlussbahn wurde 1895 sogar vom Staat übernommen und ab 1899 auch auf den Personenver- kehr ausgeweitet. Aus dem Wald wurde das Holz mit Pferdezügen und einem ausgeklügeltem Sys- tem mit Triftanlagen zum Bahnhof nach Schneegattern gebracht. Als 1897 schwere Hochwasser viele wichtige Teile der Triftanlagen zerstör- te, wurden diese nicht mehr hergerichtet. Stattdessen soll- ten die Stämme künftig über ein großes Schienennetz mit der Eisenbahn abtransportiert werden. Und so wurden vom Bahnhof Schneegattern weg sieben Teilstrecken mit einer Gesamtlänge von 25 Kilo- meter errichtet und 1899 in Betrieb genommen. Gefahren wurde auf einer Spurbreite von 700 Millimeter, was der damals festgelegten Norm für k.k. Feldbahnen entsprach. Mit zwei Dampf- und einer Diesellok wurden in den fol- genden 56 Betriebsjahren bis zu 60.000 Festmeter Holz pro Jahr abtransportiert. Nach dem zweiten Welt- krieg begann der Niedergang der Waldbahn und als schließ- lich ein Hochwasser im Som- mer 1954 einen Großteil der Gleisanlagen zerstörte, wurde die Holzbringung auf Stra- ßenfahrzeuge umgestellt. 1992 wurde diese Bahn zwischen Friedburg und Schneegattern endgültig ein- gestellt und die Trasse in den folgenden Jahren abgetragen. Übrigens: 1904 wurde sogar ernsthaft daran gedacht, die Zugverbindung quer durch den Kobernaußerwald bis Ried zu verlängern. Die Gemeinde Friedburg hat der Waldbahn ein Denk- mal gesetzt. Ein Erlebnisweg zum Thema Glas und Holz umfasst auch die Geschichte der Waldbahn mit informa- tiven Schautafeln und zwei Trucks. Einer mit Langholz und einer mit Scheiterholz, al- lerdings auf der 600 Millime- ter-Spur mit Fahrzeugen der Torfbahn Zehmemoos. Quelle: Gunter Mackinger, LOK-Report Die REPORTAGE Der Zug imWald

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