1-3
Raika oder Sparkasse. Viel Unterschied ist da wirklich nicht. Da geb´ ich dir schon recht. Anderseits sage ich dir jetzt: Wennst so als Astronaut auf der Umlaufbahn unter- wegs bist und aus dem Fens- ter schaust. Auch immer nur Erde von oben. Ganz blau, nur hin und wieder ein paar Wolkerl. Trotzdem glaube ich nicht, dass Astronaut ein Routinejob ist und dir dabei irgendwann einmal langwei- lig wird, die Erde von oben zu betrachten. Aber immer nur Feinripp-Unterhoserl verkaufen. Da kommt bald Langeweile und Routine auf. Außer das ist wirklich deine größte Leidenschaft. Aber ich glaub, dass trifft bei kaum je- mand zu. M it den Bank- räubern ist das ja so ei- ne Sache. Grundsätz- lich denkst dir ja schon, dass das eher so wilde Typen sein müssen. Weil eine Bank aus- rauben ist ja jetzt nichts, was du täglich machst. Kein Rou- tinejob, so wie Unterwäsche verkaufen, zum Beispiel. Oder ein Auto reparieren oder meinetwegen auch Kellner in einem Bierbeisl. Da triffst stets die gleichen Leute, weißt was die trinken, wieviel die trinken und ob sie manchmal knapp bei Kasse sind. Jeden Tag halt die gleiche Leier. Also da ist Bankräuber schon spannender. Sicherlich, du kannst jetzt einwerfen, dass im Grunde jede Bank gleich ausschaut. Egal ob Also ist der Bankräu- ber wohl eher Astronaut als G´wandverkäufer. Auch wenn alle Banken gleich aus- schauen. Vor dem Überfall bist nervös. Anders kann ich mir das gar nicht vorstellen. Und nachher bist heilfroh, dass es vorbei ist. Was dazwi- schen liegt sind wohl blanke Nerven. Auch wenn sie dick wie Stahlseile sind. Jetzt gibt´s aber auch noch die andere Seite. Also die hinter dem Schalter. Meist Frauen, junge, hübsche Din- ger. Wenn da plötzlich so ein Bankräuber vor dir steht, ist das auch nicht ohne. Da bist nervös, hast Angst und zit- terst um dein Leben. Weil in der Regel: Bankräuber haben Waffen. Nur so können sie den nötigen Druck verleihen, wenn sie sagen: „Geld her!“ - Oder so. Ich kenne ja die Statis- tik nicht, die zum Ausdruck bringt, wie oft eine Bank überfallen wird. Es wird halt so sein, wie überall. Den einen trifft´s gleich mehrfach, den anderen nie. Und damit sind wir am Beginn der Geschich- te, die mir kürzlich der Karl Schrempf erzählt hat. Der war Polizeipostenkommandant ir- gendwo im Mondseeland, ist schon länger in Pension und hat auch nicht Karl Schrempf geheißen. Aber du weißt ja eh: Datenschutz und so. Persön- liches Recht auf die eigene Anonymität. Oder was weiß ich noch alles. Also noch ein- mal kurz. Der Karl Schrempf hieß nicht Karl Schrempf. Aber Postenkommandant war Von Josef R. GHEZZI KURZGESCHICHTE
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTA1MzE0