DOPPELPUNKT Juni 2019

Das aktuelle Interview Seite 5 Juni 2019 „Ich befürchte da entsteht eine riesige Fernbedienung, mit der uns jederzeit der Strom abgedreht werden kann.” Josef Schimmerl, Lochen „... Und dann haben sie einfach den Stromzähler abmontiert” Josef Schimmerl mit dem Notstromaggregat, das den Bauernhof mit Strom versorgt. Bilder: Rule S eit rund zwei Wochen brummt es beim Schim- merlbauer in Lochen im gan- zen Haus. Der monotone Ton kommt von einem Notstromag- gregat im Hof. Das Gerät läuft, seit die Energie AG den Strom- zähler im Bauernhaus ausge- baut und damit den Anschluss an das öffentliche Stromnetz gekappt hat. Erster Gedanke: Hat der Schimmerlbauer die Stromrechnung nicht bezahlt? Josef Schimmerl: „Wir haben unsere Stromrechnung immer pünktlich bezahlt. Deshalb hat uns die Energie AG den Strom- zähler nicht genommen. Den Strom hat man uns abgedreht, weil ich keinen sogenannten ,intelligenten Zähler , im Haus haben will.“ Was haben Sie gegen diese neuen Smartmeter? Josef Schimmerl: „Für mich sind die neuen Smartmeter kei- ne technische Verbesserung, sondern einfach nur eine Mög- lichkeit, die Haushalte genau zu kontrollieren. Wann wird wo wieviel Strom verbraucht? Ich finde, das geht in einer De- mokratie einfach zu weit. Und dann gibt es auch noch gesund- heitliche Bedenken. Die meis- ten Umweltmediziner sind sich einig, dass diese Geräte nicht so unbedenklich sind, wie man uns das weiß machen will. “ Seit wann wehren Sie sich ge- gen den Smartmeter? Josef Schimmerl: „2016 ha- ben wir die Nachricht erhalten, dass wir einen Smartmeter be- kommen. Damals war das Ge- setz noch so, dass der Netzbe- treiber denWunsch berücksich- tigen musste, wenn der End- verbraucher kein intelligentes Messgerät haben wollte. Aber schon damals drohte uns Netz Oberösterreich mit der Strom- abschaltung. 2018 wurde das Gesetz noch von der alten Re- gierung geändert und so gibt es jetzt nur mehr die Möglichkeit des Opt-Out-Wunsches. Das heißt beim Gerät wird die vie- telstündige Datenübertragung deaktiviert und einmal im Jahr gesendet. Das Gerät bleibt aber ein intelligentes Messgerät und es kann auf Knopfdruck der Strom abgeschaltet werden. Wer garantiert mir glaubwür- dig, dass kein Datenmissbrauch stattfindet? Übrigens: Auch der Rechnungshof übt Kritik an der Smartmeter-Einführung. “ Wie schaut jetzt ihr Alltag aus, so ganz ohne Stroman- schluss. Josef Schimmerl: „Wir müs- sen umdenken und Einschrän- kungen in Kauf nehmen. Wich- tig ist, dass die Wasserpumpe immer funktioniert. So können wir die Kühe im Stall mit Was- ser versorgen. Naja, und beim Kochen können wir halt nicht alle E-Herd-Platten gleich- zeitig einschalten. Oder mit der Waschmaschine waschen, wenn auch der Geschirrspüler läuft. Die Heizung hat inzwi- schen auch ihren Geist aufge- geben. Die Steuerung ist ka- putt. Wahrscheinlich wegen der dauernden Spannungschwan- kungen. Das ist aber jetzt nicht das Problem. Wir haben auch noch Holzöfen und die warme Jahreszeit steht vor der Türe.“ Wie soll es bei Ihnen jetzt weitergehen? Ein Notstrom- aggregat hinter dem Haus kann ja keine Dauerlösung sein? Josef Schimmerl: „Nein das ist keine Dauerlösung, ich kann auch nicht sagen was in ein oder zwei Monaten sein wird. Ich habe auch nichts gegen den Einbau eines ganz gewöhnli- chen digitalen Stromzählers, wie es sie auch gibt, ohne Da- tenschnittstelle. Ich wollte nur aufzeigen, wie es eventuell den restlichen Smartmeter Zwangs- kunden ergehen könnte, wenn sie sich wehren.” Und wenn Sie um einen Smartmeter gar nicht herum kommen? Josef Schimmerl: „Es gibt Berichte, dass die Stromrech- nung viel höher ist als vor dem Smartmeter. Interessant wäre eine gleichzeitige Messung von einem Smartmeter und von ei- nem bewährten Ferraris Zähler, in einem Haushalt. Dann könn- te man schnell die Vor- und Nachteile erkennen. Ich dach- te immer, Strom gehört zum Grundrecht eines jeden Bür- gers in Österreich. Keine Hilfe kommt von der Politik, denen ist es egal wie es den Bürgern geht. Da kann man schon jedes Vertrauen verlieren. “ Interview: Rupert Lenzenweger n Die Familie Schimmerl ist nicht der erste Energie AG-Kunde in Oberöster- reich, dem der Strom ab- gedreht wurde, weil er sich weigert, einen Smartmeter einbauen zu lassen. n In Oberösterreich sind die Smartmeter inzwischen fast flächendeckend im Ein- satz. n In Salzburg soll Ende 2019 mit dem Austausch der Stromzähler begonnen werden. n Wer nicht will, dass sein künftiger Smartmeter vier- telstündlich den Stromver- brauch an die Salzburg AG meldet, kann dies bereits jetzt bekannt geben unter ombudsmannstelle@salz- burgnetz.at . Mehr Infos: www.salzburgnetz.at www.stop-smartmeter.at INFO

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