DOPPELPUNKT Oktober 2025
FAHRTWIND Wenn Künstler mit Wenn ich jetzt sage, dass es Grönlands Geschichte irgendwo in Eis gemeißelt gibt, verwundert das nicht und klingt für jeden glaubhaft. Dass Grönlands Ge- schichte aber auch in Sand geschrieben steht, ist schon recht überraschend. U nd doch ist es so. In Søndervigs an der däni- schen Westküste steht beim 22. internationalen Sand- skulpturen-Festival Grön- lands Geschichte im Mittel- punkt. „Geschrieben“ von 33 internationalen Sand- künstlern, dargestellt in zehn eigenständigen Skulpturen und auf einer 200 Meter lan- gen und sieben Meter hohen Skulpturenwand. Von der Eiszeit bis zur Ge- genwart. Von den ersten Inu- it-Siedlungen über die Mee- resgöttin Sedna bis zu den ersten Arktis-Expeditionen, bei denen viele wagemutige Forscher ihre Leben lassen mussten. Von den Walfängern bis zur Unabhängigkeit Grön- lands. Es gibt praktisch kein Kapitel in der Geschichte Grönlands, das die Künstler nicht in ihren Sandskulpturen festgehalten hätten und damit die Besucher in eine unglaub- liche und magische Welt aus Sand schicken. Und gleich- zeitig die Frage aufwerfen: Sind diese Kunstwerke wirk- lich nur aus Sand? Die Antwort ist kurz und heißt: „ja“. Trotzdem gibt es ein Aber: Der Sand muss die optimale Körnung und den richtigen Tongehalt haben. Zwischen Schalungswänden wird er fest gestampft und mit viel Wasser zu harten Blöcken geformt. Dann be- ginnt die Arbeit der Künstler. Die obersten Schaltafeln wer- den entfernt und die Skulptur wird von oben nach unten geschaffen. Das Schwierige daran ist, immer die richtigen Proportionen zu finden. Eine vier Meter hohe Skulptur ent- steht so in etwa 60 Stunden, herausgearbeitet aus 25 Ton- nen Sand. Das Sandskulpturenfestival in Søndervig gehört inzwi- schen zu den besten derarti-
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