VOLLMOND 1-2018

FAHRTWIND D ie Zeiten wa- ren schon ein- mal besser“, sagt Darko Popic mehr zu sich selbst als zu uns, als wir durch die Altstadt von Ulcinj schlendern. Die liegt hoch auf den Felsen über dem Meer und wir sind so ziemlich die einzigen Touristen, die sich hierher verirrt haben. Und ge- nau das meint Darko, wie er uns in gutem Deutsch erklärt. Noch vor ein paar Jahren hat es in der Altstadt vor Leuten gewimmelt. Die haben dann auch die Bilder gekauft, die sein Bruder malt und die Dar- ko in seiner kleinen Galerie anbietet. Das riesige Stein- haus hat er selbst wieder auf- gebaut. Nach dem Seebeben am 15. April 1979, das ziem- liche Verwüstungsspuren in der Altstadt von Ulcinj hinter- lassen hat. Darko ist extra aus Deutschland heimgekehrt, um sein Elternhaus wieder bewohnbar zu machen. Jeden Kübel Zement hat er selbst angerührt und geschleppt. Die alten Steine hat er mit Ham- mer und Meisl bearbeitet und in Form gebracht. Damals ei- ne Sisyphusarbeit. Heute ist er stolz darauf: „Weil Geld für einen Handwerker hatte ich keines.“ Nicht alle haben angepackt. Viele haben ihre Häuser in der Altstadt sich selbst überlas- sen und sich unten am Meer ein neues Heim geschaffen. „Heute leben in der Altstadt höchstens 60 Familien“, weiß Darko. „Und die meisten da- von sind untereinander zer- stritten“, weiß er auch. Bevor wir gehen will er uns noch ein Bild von seinem Bruder ver- kaufen.Wir winken ab.Wohin mit dem riesigen Gemälde? Wir sind mit Motorräder un- terwegs. „Schade“, sagt Dar- ko. Mit dem Geld hätte er sich gerne eine Schachtel Zigaret- te gekauft und am Abend ein Bier. Dazu hätte er allerdings die Altstadt verlassen und ans Meer hinunter gehen müssen. Dort gibt´s jede Menge Knei- pen. Mehr noch. Da tobt das Leben. Im Sommer ist die Küstenstraße alle 24 Stunden am Tag verstopft. Parkplät- Die zwei Gesichter Montenegros: Auf der einen Seite die Bucht von Kotor, die von Kreuzsfahrtsschiffen aus aller Welt angesteuert wird ... Das Kloster Ortrog ist nicht nur eines der bedeutendsten Klöster der ganzen serbisch-orthodoxen Kirche, sondern vermutlich auch das häufigste Postkartenmotiv Montenegros. Der Skutarisee ist einer von fünf Nationalparks in Montenegro und zieht auch die Grenze zu Albanien.

RkJQdWJsaXNoZXIy MTA1MzE0