VOLLMOND 1-2022

34 VOLLMOND 1/2022 HINTERGRUND U mgemünzt auf Lebensmi t t e l heißt das: Ein Drittel von all den Lebensmit- teln, die zunächst frisch und schön verpackt im Super- markt hellbeleuchtet werden, landet altbacken oder ange- knabbert in den Tiefen des Mülleimers. „In Österreich ergeht es so jährlich knapp einer Million Tonnen Le- bensmittel“, weiß oberöster- reichs Landesrätin Michaela Langer-Weninger. Besonders erschreckend daran ist, dass 58 Prozent in den Privathaus- halten weggeschmissen wer- den. „Damit sind die Konsu- mentinnen und Konsumenten die größten Verschwender in Österreich“, ergänzt Hannes Royer, Obmann von „Land schafft Leben“. Betrachtet man die Lebens- mittelgruppen genauer, dann haben Brot, sowie Süß- und Backwaren mit 28 Prozent den größten Anteil der von Privathaushalten im Restmüll entsorgten Nahrungsmittel. An zweiter Stelle stehen Obst und Gemüse mit 27 Prozent. Der Anteil tierischer Produkte wie Milchprodukte, Eier, Kä- se, Fleisch, Wurstwaren und Fisch beläuft sich auf insge- samt 23 Prozent. Die übrigen 22 Prozent fallen auf sonstige Lebensmittel wie anderem Nudeln, Reis und Getränke. Lebensmittelverschwen- dung ist ein großes, wenn auch verhältnismäßig wenig beachtetes Problem. Die Auf- merksamkeit für das Thema wächst jedoch. Sei es in der Berichterstattung oder im Familien- und Freundschafts- kreis. Ein Wandel von der Überflussgesellschaft hin zur nachhaltigen Kreislaufgesell- schaft vollzieht sich. Das beweisen auch der mediale Aufschrei und die Entrüstung der Bürgerinnen und Bürger in vergangenen Tagen angesichts eines Vi- deos, das einen Berg an ver- brauchsfertig einvakuumier- ten Fleisch- und Wurstwaren auf einer österreichischen Müllverbrennungsanlage zeigt. „Diese Bilder haben viele Konsumenten entsetzt. Es ist erschütternd zu sehen, was letztlich mit den hoch- qualitativen Erzeugnissen der heimischen Landwirtschaft passiert, wenn sie nicht im Supermarkt verkauft oder im Privathaushalt konsumiert werden“, erklärt Agrar-Lan- desrätin Michaela Langer- Weninger. „Für die Bauern sind diese Bilder doppelt hart. Es kommt fast einem Schlag ins Gesicht der Produzenten gleich. Wenn Fleisch, Milch, Gemüse auf dem Müll landet, tut das jedem Landwirt in der Seele weh“, so Michaela Lan- ger-Weninger weiter. Irritiert zeigt sich Lan- ger-Weninger auch über den „Preiskampf“ im Handel so- wie den zahlreichen Rabatt- Aktionen und 1 + 1-Gratis- Angeboten. Die Konsumen- ten würden dadurch jedes Gefühl dafür verlieren, was Böse Zungen behaupten, Lebensmitteln geht es, wie so manchem in die Jahre gekommen Hollywood-Starlett: Einmal alt und runzlig, geht‘s vom Rampenlicht schnur- stracks an den finsteren Ort der Vergessenheit. Jeder Österreicher schmei 60 Kilogramm Lebensmi einen angemessenen Preis ausmacht. Für die Landesrätin, die selbst Bäuerin ist, ist das ein Grund kollektives Um- denken voranzutreiben und hat sich mit Hannes Royer einen kompetenten Partner an ihre Seite geholt. Royer ist in Schladming Bio-Bergbau- er und hat den Verein „Land schafft Leben“ gegründet. Dieser Verein will transpa- rent über die österreichische Lebensmittelproduktion in- formieren und damit ein hö- heres Wert-Bewusstsein für die Produkte der heimischen Landwirtschaft schaffen. „Je mehr die Menschen über unsere Lebensmittel wissen, desto mehr Wert-Bewusstsein wird wieder geschaffen. Dann

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