VOLLMOND 2-2019
2 3 2019 Genuss im Mondseeland Oberwanger Oldtimerfreunde in ungewohnter Rolle als Käsetester. Von links: Karina Prause, Stefan Putz, Robert Schindlauer und Birgit Cechner. Bilder: Rule 6 7 8 5 4 Geschmacksträger. Und viel Geschmack hat der Camembert wirklich. Leicht nussig, pfeffrig und würzig soll er schmecken, wis- sen die Käseliebhaber. Und diese Anforde- rung haben alle Käse im Test erfüllt. Weit größer waren da schon die Unter- schiede in der Konsistenz. Während die meisten Käse durchaus stets schnittfest blieben, entwickelt vor allem der bei Spar gekaufte „Fabriqué en Normandie“ ein gewisses, naja, sagen wir einmal so: Ei- genleben. Bereits optisch hat sich dieser Camembert von seinen Mitkonkurrenten unterschieden und machte damit auf seine Herkunft aufmerksam. Er war nämlich der einzig „echte“ Camembert aus der Nor- mandie, wo dieser Käste 1708 erstmals als Verwandter des Bries auftaucht. Bekannt gemacht hat den Camembert Napoleon III., der ihn auf die kaiserliche Hoftafel setzen ließ und dem Käse den Namen nach seinem Herkunftsort gab. Den wahren Sie- geszug rund um die Welt hat der Camem- bert aber erst um 1880 angetreten. Weil: Da wurde zum einen die Spanschachtel als Verpackung für weite Transporte0 einge- führt und zweitens, das Deutschlandpatent an Agathe Zeis von der Meierei Heinrichs- thal in Radeberg vergeben. Inzwischen ist der Camembert in Form des „Obatzen“ längst auch ein Klassiker der bayerischen Brotzeitküche. Bei unserem Test wussten durchaus alle Kandidaten zu überzeugen, wobei der Ver- treter aus der Normandie durch sein Aus- sehen und vor allem durch seinen doch etwas strengen Geruch Punkte liegen ließ. Käsekenner nennen das eine individuelle Blume, die Franzosen sind davon gerade- zu begeistert, einige unserer Jurymitglieder haben es einfach nur als Gestank bezeich- net. Andere Länder, andere Sitten, sonst gibt es dazu wohl nichts zu sagen. Die Herstellung eines traditionellen Ca- memberts aus frischer Kuh-Rohmilch dau- ert etwa drei Wochen. Am ersten Tag wird die Milch gesäuert, auf etwa 36 Grad ange- wärmt und mit Lab zum Gerinnen gebracht. Die so gewonnene Dickete wird vorsichtig, ohne sie zu brechen, in etwa fünf Schich- ten in einzelne Käseformen eingebracht. Am zweiten Tag werden die Käse aus den Formen genommen und im rund 20 Grad warmen Salzraum rundherum mit Salz be- streut und anschließend mit dem weißen Edelschimmel Penicillium camemberti be- handelt. Am dritten Tag kommt der Käse in den Reiferaum, wo es zwischen 10 und 14 Grad warm ist und nach zwölf Tagen kommt der Camembert in die Verpackung, wo er noch ein paar Tage weiterreift, ehe er in den Handel kommt. Am liebsten wird der Camembert einfach auf einem Stück Brot gegessen. Aber auch der panierte Camembert hat seine Liebha- ber. Knusprig gebacken und mit Preisel- beeren serviert ist er für viele eine wahre Delikatesse und kann in dieser Form auch schon eingefroren gekauft werden.
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