VOLLMOND 2-2019
31 D ie Marktgemeinde Thalgau feiert mit der 30. Bil- dungswoche die 225-jährige Gründung der Wun- derkammer des Gelehrten und Forschers Karl Maria Freiherr von Moll. Die Ausstellung „Miraculum na- ture“ dazu wird am 17. Mai eröffnet. „Die Gegenden von Salz- burg, Neapel und Konstantino- pel halte ich für die schönsten der Erde“. Seit über zweihun- dert Jahren prägt dieser angeb- liche Ausspruch des berühmten Weltreisenden Alexander von Humboldt das ausgezeichnete Touristen- und Werbeimage von Salzburg in der ganzen Welt und wurde zur nicht be- wiesenen Legende. Keine Legende war jedoch der Aufenthaltsgrund des gro- ßen Naturforschers Humboldt von Oktober 1797 bis April 1798 im Kaiviertel der Salz- burger Altstadt. Dort besuchte Humboldt den bedeutenden Gelehrten, Hofkammerpräsi- denten und Thalgauer Heimat- sohn Karl Ehrenbert von Moll mit seinen außergewöhnli- chen Sammlungen und seiner 80.000 Bücher umfassenden, viel bewunderten Bibliothek. Am 21. Dezember 1760 im Thalgauer Pfleggerichtsge- bäude geboren, begründete Moll den Ruf der Stadt Salz- burg als geistiges Zentrum der süddeutschen Spätaufklärung und wurde als Wissenschaftler und Staatsmann, dessen natur- kundliche Sammlerschätze und Schriften in den großen Muse- en von Moskau bis nach Lon- don unter dem Begriff „Mol- liana“ aufbewahrt werden, zu einer der größten Freigeister und Netzwerker der Geschich- te einst und heute. Nach seinen Studienjah- ren an der Ritterakademie in Kremsmünster trat Moll 1782 in den Staatsdienst von Salz- burg ein und wurde zweiter Die Wunderkammer des Freiherrn von Moll Adjunkt beim Pfleggericht Alt- und Lichtentann bei Neumarkt. Zu dieser Zeit in der Flach- gauer Gemeinde unternahm Moll 1785 die ersten Reisen mit dem berühmten Natur- forscher Balthasar Hacquet, dessen weltberühmten litera- rischen Nachlass später Moll erbte. 1790 zum Direktor der Hof- kammer ernannt, übernahm Moll ein Jahr später die Di- rektion des Salz-, Münz- und Bergwesens. Die Korrespon- denzen mit den wichtigsten Naturwissenschaftlern der damaligen Zeit, die Gründung zahlreicher Publikationsreihen im montanistischen, geognos- tischen und mineralogischen Bereich, vor allem aber seine Sammlungen ergeben ein im- ponierendes Gesamtbild eines faszinierenden Lebenswerkes. Neben seinen umfangreichen Amtstätigkeiten profilierte er sich mit demAufbewahren von über 5.000 Mineralien, Pflan- zen, Bücher, tausenden Insek- ten, Gehölzarten und Kupfer- stichen als großer Kulturhisto- riker. Mit der Gründung einer eige- nen „Wunderkammer“ im Jah- re 1794 legte Moll den Grund- stein für ein eigenes Kabinett von Abnormitäten und Skurri- litäten des Tierreiches. Im Jahre 1800 erfolgte die Ernennung zum Geheimen Rat. Nach der Säkularisierung gehörte Moll der Regierungs- kommission an und wurde am 28. November des gleichen Jahres zum Regierungspräsi- denten des Herzogtumes Salz- burg ernannt. Nach Dissonanzen bei der Übernahme der vakanten Di- rektorenstelle des Wiener Hof- naturalienkabinetts ging Moll 1804 in den Dienst des Kur- fürstentum Bayern und wurde Vizepräsident und Ehrenmit- glied der Akademie der Wis- senschaften. Von Zeitgenossen als überragender Pionier der Wirtschafts- und Kulturpolitik gewürdigt, starb er am 31. Jän- ner 1838 in Augsburg. Mit der Ausstellungspräsen- tation „Miraculum Naturae“ werden vom Bildungswerk Thalgau unter Kurator Bern- hard Iglhauser und Museums- verein „Hundsmarktmühle“ mit Obfrau Anneliese Grubin- ger erstmalig Originalexponate dieser Sammlung hergezeigt. Eröffnet wird die Aus- stellung am 17. Mai um 19:30 Uhr durch Landeshauptmann-Stellverter- ter Heinrich Schellhorn. Museums-Obfrau Anneliese Grubinger und Bürgermeister Johann Grubinger (Bildmitte) präsentie- ren mit Sponsoren und Helfern die große „Wunderkammer-Ausstellung“. Bild: Franz Neumayr Karl Maria Freiherr von Moll. Bild: Landesarchiv Salzburg
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