VOLLMOND 2-2002
penvoll mit Gemüse, Fruchtjoghurt, Freilandeiern, veganen Gummibärchen, Schokoriegeln, alles bio. „Haben Sie noch einen Wunsch, Frau Bauernfeind?“ Lä- chelnd wischt Monika das Weichkäsemesser blank. „Ach ja, der Bergkäse dort, wo kommt denn der her?“ Frau Bauernfeind deutet auf ein riesiges goldgelbes Käserad. „Aus Tirol, Frau Bauernfeind.“ „Aus Tirol, hm hm. Ist der laktosefrei?“ „Selbstverständlich, Frau Bauernfeind, der ist vier Monate gereift.“ „Ach, und wie schmeckt der?“ „Ein würziger Tiroler, Frau Bauernfeind, den müssen Sie probieren!“ Monika wuchtet lächelnd den schweren Käselaib in die Hö- he und greift zu einem gigantischen Messer mit zwei Griffen. Unter Einsatz ihres Körpergewichts teilt sie das Käseungeheuer in zwei Hälften. Dann reicht sie Frau Bauernfeind ein dünnes Scheibchen des prallen Tirolers zum Kosten. Frau Bauernfeind schließt die Augen, schnuppert andächtig und schiebt sich den leckeren Happen auf die Zunge. „Na, dann geben Sie mir halt ein kleines Stückchen“, erlaubt sie Monika kauend. Die Fasanenfeder nickt bestätigend. Draußen schlägt die Kirchturmuhr sechsmal. Ich trete vom rechten Standbein auf das linke. Die Hirse muss zwanzig Minu- ten kochen, und der Auflauf braucht dann noch mindestens eine halbe Stunde im Rohr. Inzwischen muss ich die Suppe zaubern. Nervös zupfe ich an den Blättchen meines Eichblattsalates. Kann die Tante sich vielleicht ein bisschen sputen? „Was darf es sonst noch sein, Frau Bauernfeind?“ Monikas Lächeln muss angeboren sein. „Der Rinderschinken sieht auch gut aus. Können Sie mir von dem zwanzig Deka dünn aufschneiden?“ „Aber natürlich gerne, Frau Bauernfeind.“ Monika stülpt sich flink die hauchdünnen Plastikhandschuhe über, und schon ra- delt sie lächelnd Blättchen für Blättchen des saftigen, tiefroten Schinkens hauchdünn aufs Papier. Tja, das dauert! Während der herzhafte Schinkenduft meine Sinne betört, denke ich an das Dessert meines heutigen abendlichen Fest- mahls. Es gibt Getreidekaffee mit Hafermilch zum – Gott sei gedankt für meine umsichtige Vorausplanung - gestern geba- ckenen, mit Honig gesüßten Vollkornkuchen. Trotzdem sehe ich eine dicke rote Panikattacke langsam auf mich zurollen. Bei dem Versuch, ruhig durchzuatmen, platze ich fast. Ich probiere es nochmals mit dem Trick des Räus- perns, diesmal lauter und bestimmter. Da dreht sich die Dame um und ich sehe ihr erstmals ins Ge- sicht. „Ja, wissen Sie“, sagt sie mit entschuldigender Miene. „Ich kaufe heute viel mehr ein als sonst. Wir haben nämlich jetzt zwei Mäuler mehr zu stopfen.“ „Ach ja?“, antworte ich gereizt und will jetzt wirklich keine Geschichten hören. Ich schiele auf meine Uhr, aber die droht mir: 15 Minuten nach sechs! „Ja,“ verrät sie mir verheißungsvoll, „seit gestern sind meine Enkel bei uns auf Besuch. Sie mögen es so gerne, wenn die Oma für sie kocht. Natürlich kaufe ich nur gesunde Sachen für die Buben, die sind ja noch im Wachstum.“ Jetzt werde ich doch etwas hellhörig. „Wie heißen denn Ihre Enkelkinder?“, frage ich interessiert. „David und Samuel“, sagt Frau Bauernfeind und lächelt se- lig. „Ach, wie nett“, murmle ich verständnisvoll und sehe gerade noch, wie sich eine Politesse mit kleinem Block von meinem schief geparkten Auto entfernt. Aber eine Einladung meiner Freunde lasse ich mir selbstverständlich etwas kosten. n VOLLMOND 2/2020 39 Lösungen www.vollmond24.at So ein Witz ... Übrigens: Schotten halten beim Maßnehmen die Luft an, damit der Schneider weniger Stoff für ihren Anzug braucht. * * * Franzi im Zoo: „Schau Mama, der Affe da drüben schaut aus wie Onkel Herbert.“ „Wirst du wohl nicht sofort den Mund halten“, schimpft die Mutter. „Wieso, der Affe versteht mich doch eh nicht ...“ * * * Sagt Frau Müller zu ihrer Nachbrin: „Schulden haben auch ihr Gutes!“ „Wieso denn?“ „So bekommt man wenigstens jeden Tag Post.“
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