VOLLMOND 1-2018

1 7 Genuss im Mondseeland 2018 4 6 5 7 8 9 Die Bäuerinnen von Oberhofen verwöhnen beim Dorffest die Besucher mit ihren Krapfen. Für den VOLLMOND haben sie die Fa- schingskrapfen getestet. Von links: Elfriede Reichl, Marianne Rindberger, Gabriele Derflinger, Heidi Freinbichler, Anneliese Feldbacher, Katharina Gassner und Regina Radauer. Alle Bilder: Rule von Billa und der Krapfen vom Großbäcker Haubi durchaus mit den Krapfen der Kondito- ren Berger, Braun und Obauer mithalten können. Auffallend ist aber auch, dass die Produkte der Diskonter diesmal nicht bei den Besten dabei waren. Die Geschichte des Krap- fens ist ziemlich alt. Sowohl die Chinesen als auch die al- ten Ägypter kannten bereits in Fett herausgebackene Teiglin- ge. Und auch bei den Römern gehörten die Vorläufer unserer heutigen Krapfen zu den Spe- zialitäten. Wir Österreicher glauben, dass es die Wiener Bäckerin Cäcilia Krapf war, die im 17. Jahrhundert den Krapfen in der heutigen Form erfunden hat. Die „Cillikugeln“ waren ein Gebäck mit eingemach- ten Früchten und alle Wiener Feinschmecker schwärmten von dieser Köstlichkeit. Für die Deutschen steht die Wiege des Krapfen bei einem Ber- liner Zuckerbäcker. Der soll um 1750 für die Soldaten des Heeres von Friedrich dem Großen Gebäck in Form einer Kanonenkugel aus heißen Fett herausgebacken haben. Und weil die Krapfen nahrhaft und in der Herstellung billig waren, hat auch bald die Zivilbevöl- kerung zu diesen Teigkugeln gegriffen. Aber wie kam jetzt der Fa- sching zu seinen Krapfen? Der Brauch geht auf eine klöster- liche Sitte aus dem Mittelalter zurück. Da haben die Mönche die Krapfen im Fasching ge- gessen, um für die bevorste- hende Fastenzeit etwas Ener- gie zu speichern. Mitte des 19. Jahrhunderts hat diesen Brauch dann auch die Landbevölke- rung aufgegriffen und so wur- de es selbstverständlich, dass in den Tagen vor der Fastenzeit auf allen Bauernhöfen Krap- fen gebacken wurden. Dabei wurden die Krapfen mit der Marmelade gefüllt, die gerade vorrätig war. Im 20. Jahrhundert haben dann auch die Bäckereien die- sen Trend aufgegriffen und in den meisten Konditoreien gibt es inzwischen ganzjährig Krap- fen in einer bunten Vielfalt. Eines hat sich aber über all die Jahre nicht verändert. Rich- tig gut sind die Krapfen nur, wenn sie frisch sind. So haben auch wir uns erst wenige Stun- den vor dem Test zum Einkau- fen gemacht. Und tatsächlich gab es an der Frische der ver- kosteten Krapfen nichts zu kri- tisieren. Sieht man vom Krap- fen vom Ederbäcker ab. Da wa- ren sich die Bäuerinnen ziem- lich einig, dass dieser Krapfen schon mindestens einen Tag alt sein dürfte. Allerdings: Beim Kauf wurden wir darauf nicht aufmerksam gemacht. Schon Hans Moser hat in der Komödie „der Dienstmann“ eine alles entscheidende Frage gestellt: „Wie packen mir eam denn?“ Moser hat bei dieser Frage zwar einen unhandli- chen Koffer vor sich gemeint. Aber diese Frage gilt auch für den Verzehr von Krapfen. Weil wer weiß wirklich wie man ei- nen Krapfen isst, um vor Mar- meladenspritzer verschont zu bleiben? Laut einer Umfrage setzen 88 Prozent aller Öster- reich ihren ersten Biss genau über das Loch. Neun Prozent glauben, dass es egal ist, wo man zuerst abbeißt und die restlichen drei Prozent haben so einen großen Mund, dass sie einen ganzen Krapfen auf ein- mal hineinschieben können ...

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