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August 2016
Sommer im Flachgau
I
n diesen Tagen ein Mann zu sein, hat´s in sich. Sagen die Herren vom Kuratorium
für Verkehrssicherheit. Jeder Sommertag, denn du unverletzt überlebst, ist ein Wun-
der. Sage ich.
D
ie Verlockungen in die-
sen Tagen sind groß. Hast
im Winter praktisch nur die
Schneefräse als Spielzeug, bie-
tet der Sommer eine ungleich
größere Auswahl. Eigentlich
alles, bis auf die Schneefräse.
Rasenmäher und Heckensche-
re, Laubbläser und Kettensä-
ge, Einhandwinkelschleifer
und Bohrhammer. Alles will
benützt werden und lauert hin-
terlistig in Garage und Hob-
bykeller. Jetzt sind viele die-
ser Geräte nicht ganz unge-
fährlich. Überhaupt in Händen
Ungeübter. Und das sind vie-
le Männer. Siehst! Und so pas-
siert es dann, dass nicht der
Rasen gemäht, sondern das
Zehenkupperl abgetrennt, dass
nicht in das Brett, sondern
in den Oberschenkel gebohrt
oder mit dem scharfen Mes-
ser nicht der Baum sondern
ein Fingerl zurecht geputzt
wird. Für richtige Männer an
und für sich Kleinigkeiten,
die schnell mit einem Pflas-
ter oder in schlimmeren Fällen
mit einem kurzen Besuch in ei-
ner Notambulanz wieder beho-
ben sind.
D
ie Herren vom Kuratori-
um für Verkehrssicherheit
sehen das anders und spre-
chen von typischen Männer-
unfällen, wie sie im Sommer
an jedem Tag 600 Männer er-
leiden.
A
ber nicht nur die Garten-
arbeit ist voller Tücken
und gefährlicher Situationen.
Auch in der Freizeit lauert die
Gefahr. Ganz oben auf der Lis-
te stehen Fußballspielen und
Mountainbiken. Wer das tut,
ist praktisch schon vor dem
Anpfiff oder den ersten Metern
mit dem Radl verletzt. Einziger
Trost für die etwas gesetzteren
Herren: Solche Unfälle passie-
ren statistisch gesehen in ers-
ter Linie 20- bis 35-jährigen
Männern.
F
ür Ältere wird´s erst wie-
der beim Grillen gefähr-
lich. So unglaublich es klingt.
Aber da treffen gleich alle Risi-
kofaktoren aufeinander: Selbst-
überschätzung, Ungeduld und
Alkohol. Eine Mischung, die
schon einmal in einer riesigen
Stichflamme enden kann. Die
verbrennt dann nicht nur das
Steak am Rost, sondern auch
das Wamperl davor. Und wer
den Grillabend nur mit ver-
sengten Augenbrauen über-
steht, hat Glück gehabt. Sagt
die Statistik des Kuratoriums
für Verkehrssicherheit. Die
geht von 36.000 Verletzten bei
typischen „Männerunfällen“
bis Ende August aus und sagt
damit auch gleich den Notauf-
nahmen in den Spitälern eine
gute Auslastung voraus.
M
ein Vater sagte immer:
„Das Leben ist lebensge-
fährlich. Und zwar an jedem
Augenblick“. Und ein Freund
von mir ist überzeugt, dass
Narben nur der Beweis dafür
sind, dass der Körper auch or-
dentlich benützt wird. Und ich
werde nur wegen der Gefahr
einer Stichflamme das Gril-
len nicht meiner Frau überlas-
sen. Weil der Sommer vergeht
eh viel zu schnell und ich ha-
be nicht einmal eine Schnee-
fräse ...
Josef R. Ghezzi
Die gefährliche
Welt der Männer