Previous Page  41 / 48 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 41 / 48 Next Page
Page Background

41

der Ställe mit Weihrauch durch

den Priester oder Hofbauern

ab. Für die Raunächte gibt

es auch eine kalendarische

Grundlage. Die ursprüngliche

Zeitrechnung nach dem Mond-

jahr mit zwölf Mondmonaten

umfasst nur 354 Tage. Um auf

365 Tage des Sonnenjahres zu

kommen werden die elf Tage

beziehungsweise zwölf Nächte

ergänzt. Diese werden als „tote

Tage“, also außerhalb der Zeit,

bezeichnet. Daher wird in der

Mythologie angenommen, dass

die Gesetze der Natur ausser

Kraft sind.

Sagenquelle

Buch: Wundersames Mond-

seeland. Sagen, Legenden, Er-

zählungen für Kinder und Er-

wachsene. Gesammelt und neu

erzählt von Anton Reisinger, il-

lustriert von Agneta Gräfin von

Almeida, Verlag omnipublica,

ISBN-10: 3-9502162-4-3,

Euro 14,00

Verkauf: Museum Mondsee-

land, neben der Basilika.

ill ein mutiger

Mensch dem

Teufel

be-

gegnen, muss

er in einer

Raunacht

eine

bestimmte Zeit lang in einem

Kreis stehen. Am besten eignet

sich dafür eine Totenwegkreu-

zung in der Mettennacht um 12

Uhr. Zuvor darf der Teufelsbe-

schwörer neun Tage lang kein

Weihwasser benutzen, nicht

zur Kirche gehen und nicht

beten. Wenn er dann im Kreise

steht erscheint der Teufel. Der

Teufel versucht nun den Kreis-

steher aus dem Kreise zu trei-

ben. Bäume werden gefällt und

stürzen auf den Platz, brennen-

de Heufuhren kommen vorbei,

die Erde schwankt und so wei-

ter. Lässt sich der Teufelsher-

ausforderer davon vertreiben

und läuft vor Angst aus dem

Kreis, dann ist er verloren. Der

Teufel hat dann Macht über ihn

und wird ihn holen. Bleibt er

jedoch im Kreis, dann ist er ein

gemachter Mann und es glückt

ihm fortan alles.

In der Raunacht gibt es noch

allerei andere Gefahren: Wenn

einer Schlitten fährt, so setzt

sich der Teufel hinten dazu

und es geht dahin, dass dabei

nichts Gutes passiert ist selbst-

verständlich. Auch für Jäger

kann es in einer Raunacht ge-

fährlich sein. Einmal ging ein

Jäger, der alte Herzog vom

Bühel, in der Raunacht Hasen-

jagen. Er pirschte mit seinem

Gewehr durch den Wald und

machte sich auf die Suche nach

Hasen. Da kamen plötzlich so

schrecklich viele Hasen, dass

er große Angst bekam. Voller

Angst warf der Jäger sein Ge-

wehr weg und lief so schnell er

konnte davon.

Der alte Model betreute un-

terhalb der Theklakapelle den

Bildstock, die sogenannte klei-

ne Thekla. In der Christnacht

konnte man, wie bei jeder an-

deren Kapelle auch, in die Zu-

kunft schauen.

Infos zu den

Raunächten

Die Raunächte sind zwölf

Nächte vom Weihnachtstag

dem 25. Dezember bis zum

Fest der Erscheinung des Herrn

am 6. Jänner. Die Wortherkunft

ist umstritten. Wahrscheinlich

leitet sich das Wort Raunacht

vom traditionellen Beräuchern