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der Ställe mit Weihrauch durch
den Priester oder Hofbauern
ab. Für die Raunächte gibt
es auch eine kalendarische
Grundlage. Die ursprüngliche
Zeitrechnung nach dem Mond-
jahr mit zwölf Mondmonaten
umfasst nur 354 Tage. Um auf
365 Tage des Sonnenjahres zu
kommen werden die elf Tage
beziehungsweise zwölf Nächte
ergänzt. Diese werden als „tote
Tage“, also außerhalb der Zeit,
bezeichnet. Daher wird in der
Mythologie angenommen, dass
die Gesetze der Natur ausser
Kraft sind.
Sagenquelle
Buch: Wundersames Mond-
seeland. Sagen, Legenden, Er-
zählungen für Kinder und Er-
wachsene. Gesammelt und neu
erzählt von Anton Reisinger, il-
lustriert von Agneta Gräfin von
Almeida, Verlag omnipublica,
ISBN-10: 3-9502162-4-3,
Euro 14,00
Verkauf: Museum Mondsee-
land, neben der Basilika.
ill ein mutiger
Mensch dem
Teufel
be-
gegnen, muss
er in einer
Raunacht
eine
bestimmte Zeit lang in einem
Kreis stehen. Am besten eignet
sich dafür eine Totenwegkreu-
zung in der Mettennacht um 12
Uhr. Zuvor darf der Teufelsbe-
schwörer neun Tage lang kein
Weihwasser benutzen, nicht
zur Kirche gehen und nicht
beten. Wenn er dann im Kreise
steht erscheint der Teufel. Der
Teufel versucht nun den Kreis-
steher aus dem Kreise zu trei-
ben. Bäume werden gefällt und
stürzen auf den Platz, brennen-
de Heufuhren kommen vorbei,
die Erde schwankt und so wei-
ter. Lässt sich der Teufelsher-
ausforderer davon vertreiben
und läuft vor Angst aus dem
Kreis, dann ist er verloren. Der
Teufel hat dann Macht über ihn
und wird ihn holen. Bleibt er
jedoch im Kreis, dann ist er ein
gemachter Mann und es glückt
ihm fortan alles.
In der Raunacht gibt es noch
allerei andere Gefahren: Wenn
einer Schlitten fährt, so setzt
sich der Teufel hinten dazu
und es geht dahin, dass dabei
nichts Gutes passiert ist selbst-
verständlich. Auch für Jäger
kann es in einer Raunacht ge-
fährlich sein. Einmal ging ein
Jäger, der alte Herzog vom
Bühel, in der Raunacht Hasen-
jagen. Er pirschte mit seinem
Gewehr durch den Wald und
machte sich auf die Suche nach
Hasen. Da kamen plötzlich so
schrecklich viele Hasen, dass
er große Angst bekam. Voller
Angst warf der Jäger sein Ge-
wehr weg und lief so schnell er
konnte davon.
Der alte Model betreute un-
terhalb der Theklakapelle den
Bildstock, die sogenannte klei-
ne Thekla. In der Christnacht
konnte man, wie bei jeder an-
deren Kapelle auch, in die Zu-
kunft schauen.
Infos zu den
Raunächten
Die Raunächte sind zwölf
Nächte vom Weihnachtstag
dem 25. Dezember bis zum
Fest der Erscheinung des Herrn
am 6. Jänner. Die Wortherkunft
ist umstritten. Wahrscheinlich
leitet sich das Wort Raunacht
vom traditionellen Beräuchern