

Vorgestellt
Mai 2015
Seite 10
estatten Sie, dass ich gleich zu Beginn dieses Portraits vor den Vorhang
trete, um kurz in meinen Erinnerungen zu kramen. Es war Mitte der
Achtzigerjahre, da rief mich eines Tages Manfred Kessler an und frag-
te mich, ob ich mit ihm nach Innsbruck fahre. Er wollte sich mit Prinz
Albert aus Monaco treffen um ihn zum Ehrenmitglied beim Club der
Salzburger Streckenfunktionäre zu
machen. Albert war in Innsbruck,
um mit seiner Bobmannschaft für
irgendeinen wichtigen Bewerb zu
trainieren. Um es kurz zu machen:
Ich fuhr mit. Jetzt glaubt natürlich
jeder Mensch, dass man so einen Prinzen nicht ohne weiteres treffen kann und es vieler
Vorbereitungen bedarf, um endlich einen Termin zu bekommen. Manfred Kessler glaub-
te das nicht. Der wusste nur das Hotel, in dem der Prinz wohnte. Ich wusste nicht einmal
das. In Innsbruck angekommen, setzten wir uns in die Hotelhalle und warteten. Auf den
Prinz. Und was soll ich sagen? Der kam tatsächlich, Manfred spurtete los, schüttelte Al-
bert herzhaft die Hand, hielt ihm die Beitrittserklärung unter die Nase, brachte sich und
seinen majestätischen Freund in eine fotomässig günstige Stellung, ich drückte ab und
wir fuhren wieder heim. Prinz Albert ist noch immer Ehrenmitglied beim Club der Stre-
ckenfunktionäre und befindet sich damit in bester Gesellschaft.
D
er Club der Streckenfunktionäre ist so etwas wie Manfred Kesslers Lebenswerk.
1970 hat er diesen Club gegründet und mit Jochen Rindt einen Mitstreiter gefun-
den und auch gleich wieder verloren. Eine Woche nach der Vereinsgründung starb Rindt
beim Formel I-Training in Monza. „Ich dachte sogar ans Aufhören“, erinnert sich Kess-
ler an diesen Tag. Machte aber dann doch weiter und formte in den vielen Jahren aus
einem losen Haufen motorsportbegeisterter Männer eine Sicherheitstruppe, die inzwi-
schen auf allen Rennstrecken der Welt zum Einsatz kommt.
W
ar Manfred Kessler motorsportmässig stets ein „Hans Dampf in allen Gassen”,
so führt er seit jeher familiär mit seiner Frau Elisabeth ein ruhiges Leben. Sei-
ne beiden Söhne sind längst erwachsen und wenn er seinen drei Enkerln Geschichten
aus den Siebziger- und Achtziger-Jahren erzählt, dann könnte eine davon so beginnen:
„Einmal bin ich mit Rupert Lenzenweger nach Innsbruck gefahren, um Prinz Albert
von Monaco zum Ehrenmitglied beim Club der Streckenfunktionäre zu machen. Ich
wusste nur das Hotel, in dem der Prinz wohnt. Rupert wusste nicht einmal das ...“
Rupert Lenzenweger
In Salzburg
Schwere Bombenangriffe legen Teile der Stadt in Schutt und
Asche. Insgesamt werden 530 Menschen getötet und
900 verletzt.
Das Schloss Mittersill wird zu einem Außenlager des
KZ Mauthausen.
Der Fußballklub FG Salzburg holt in der Gauliga Salzburg-
Oberösterreich den achten Rang. Insgesamt spielen elf
Mannschaften.
Die Obuslinie A nimmt vom heutigen Herbert-von-Karajan-
Platz den Betrieb nach Obergnigl auf.
Der spätere Landeshauptmann Franz Rehrl wird wegen der
Teilnahme an einem Attentat in Zell am Ziller verhaftet.
Im Flachgau
Die ersten Siebenbürgen kommen in Elixhausen an und
finden hier eine neue Heimat. Sie mussten Rumänien
aufgrund eines Führerbefehls verlassen.
Josef Lugstein wird Stiftsprobst des Kollegialstifts
Seekirchen.
Die Nationalsozialisten beschlagnahmen das Stift
Mattsee.
Die Küchenbaracke der Radarstation der deutschen
Wehrmacht auf dem Gaisberg wird in eine Schihütte
umgebaut.
Das W & H Dentalwerk wird von Berlin nach
Bürmoos verlegt.
Was war 1944 sonst noch los?
Manfred Kessler
bei der Erstkommunion.
Manfred Kessler
in seinem Haus mit vielen Erinne-
rungen an der Wand.
Bilder: Rule/privat
G
Manfred
Kessler
Seekirchen,
21. Juni 1944
Geboren wurden sonst noch:
Friedrich Urban, ehemaliger Intendant des ORF Salzburg; Artur Kibler, Fußballlegende; Heide Ja-
nik, Obfrau der Kinderkrebshilfe; Franz Innerhofer, Schriftsteller.