

39
2016
Sommer im Mondseeland
schon lange. Das Cornetto
auch. Obwohl, da haben die
Geschmacksrichtungen schon
oft gewechselt. Ich habe inzwi-
schen den Vorteil, dass mich
wirklich alle Leute kennen.
Die Kinder, weil ein Badetag
ohne Jolly nur eine halbe Sa-
che ist und die Älteren, weil
sie mich schon in ihrer Jugend
geschleckt haben.“
So wie ich. Damals haben Sie
zwei Schilling gekostet. Heu-
te muss ich bis zu 1,30 Euro
(17,80 Schilling) bezahlen.
Jolly:
„Na und? Ich bin jeden
Cent wert. Außerdem hinken
solche Vergleiche immer. Weil
jetzt sage ich Ihnen einmal et-
was. Wie ich 1967 zum ersten
Mal auf einer Eiskarte um zwei
Schilling zu finden war, da hat
die Halbe Bier 4,40 Schilling
(32 Cent) gekostet. Der Liter
Benzin war um 3,78 Schil-
ling (27 Cent) zu haben. Das
Kilo Brot hat 8 Schilling (58
Cent) gekostet und wer Heizöl
brauchte, musste 1,40 Schilling
(10 Cent) für den Liter bezah-
len. Und das alles bei einem
durchschnittlichen Monatslohn
von 2.352 Schilling (171 Euro).
So, jetzt kann sich jeder selbst
ein Bild davon machen, wie
der Preis für mich gestiegen
ist. Außerdem: Im Supermarkt
gibt´s mich in der Neunerpa-
ckung schon um 56 Cent pro
Stück.“
Sie sind zwar ein beliebter,
aber beileibe nicht der erste
Eislutscher in Österreich.
Jolly:
„Nein. Das erste Eis
am Stiel gab es in Wien 1927,
nachdem vier Jahre zuvor der
Amerikaner Harry Brust in
Ohio ein ähnliches Eis vorge-
stellt hat. Das waren gewis-
sermaßen meine Großeltern.
Meine Eltern waren dann der
Duo-Eislutscher Anfang der
Sechzigerjahre. Die waren
auch schon zweifärbig, aber
noch ohne Schokolade.“
Seither haben Sie viele ver-
schiedene Eissorten kommen
und gehen gesehen.
Jolly:
„Dutzende. Ich kann
mich noch gut an die Sechzi-
gerjahre erinnern. Da haben
die Kinder jedes Jahr der neuen
Eiskarte wie dem Christkind
entgegengefiebert und zu-
nächst alle neuen Sorten durch-
probiert um dann festzustellen,
dass halt ich immer noch das
beste Eis bin. Das klingt jetzt
überheblich. Ist aber so.“
Hat das vielleicht auch etwas
mit dem Preis zu tun? Weil so-
weit ich mich erinnern kann,
hat das Cornetto schon sechs
Schilling gekostet, als Sie im-
mer noch um zwei Schilling
zu haben waren. Genau die-
se zwei Schilling haben mir
meine Eltern ins Schwimm-
bad mitgegeben. Am Sonntag
gab´s dann hin und wieder
ein Cornetto.
Jolly:
„Bei Qualität spielt der
Preis keine Rolle. Wenn ich
nicht gut wäre, hätte ich mich
nicht fast 50 Jahre an der Spit-
ze der Eiskarten halten können.
Gehen Sie hinaus und fragen
Sie die Leute. Glauben Sie,
dass Sie jemand treffen, der das
Jolly-Eis nicht kennt? Mehr
sag´ ich jetzt gar nicht dazu.“
Glaubt man den Statistiken
und den Umfragen unter den
Eisliebhabern, dann erhalten
Sie mit Magnum und seinen
cremigen Kollegen eine im-
mer härtere Konkurrenz.
Jolly:
„Das lässt mich kalt. Im
wahrsten Sinne des Wortes. Das
Magnum wurde erst in den 90er
Jahren eingeführt und muss erst
einmal so alt werden, wie ich es
bin. Bis es so weit ist, werden
an mir noch abertausende Men-
schen ihre Freude haben und
mich mit Genuss schlecken.
Und dann schauen wir einmal
weiter. Und jetzt legen Sie mich
bitte wieder zurück in die Ge-
friertruhe. Mir wird schon un-
angenehm warm.“
Interview: Rupert Lenzenweger
Jolly?
Eine Eiskarte aus den 60er-Jahren:
Schon damals war das Jolly
ein Dauerbrenner.