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D

er Mann mit dem Bier-

bauch kennt sich aus.

Naja, eigentlich kennt er sich

ja nicht aus. Weil er das aber

zugibt, kennt er sich aus. Zu

kompliziert? Gut. Ich versuche

es anders. „Haha, mir brennt

beim Kochen sogar das Wasser

an!“ Damit geben Männer zu

verstehen, dass sie keine Ah-

nung vom Kochen haben. Je-

des Würstel platzt, jede Milch

geht über, jeder Kaffee wird

schal und bitter. Männer schä-

men sich aber nicht dafür. Weil

wozu muss ein Mann auch ko-

chen können?

D

ie Situation ändert sich

aber schlagartig, sobald

es ums Grillen geht. Wenn die

Kohlen heiß werden, entdeckt

jeder Mann seine große Lie-

be zur Nahrungszubereitung.

Da wird die Schürze um den

Bauch plötzlich zur Rüstung

gegen die heißen Flammen,

die Grillzange mutiert zum

Schwert im Kampf gegen die

Glut und das begleitende Bier

wird zum Zaubertrank, der

dem Grillmeister mutig und

mit ungeschützten Händen das

Fleisch auf das Gitter legen

lässt. Geschickt wird mit Mes-

ser und Gabeln hantiert, das

Steak in die richtige Position

geschoben und wenn auch ein-

mal ein Stückerl zwischen den

Gitterstäben nach unten fällt

und so mit seinem Fett für eine

rassige Stichflamme sorgt: was

soll´s? Jeder Kampf verlangt

seine Opfer.

D

er Mann am Grill bleibt

nicht lange allein. Schnell

finden sich Gefährten, die be-

reit sind, den gefährlichen Weg

des Grillmeisters mit zu gehen.

Und geizen dabei nicht mit spe-

ziellen Tipps: „Bier drüber“.

„Öl drauf“. „Nicht würzen,

Pfeffer verbrennt“. „Zur Seite

legen“. „Ins Feuer blasen“.

W

ill ein Grillmeister alles

richtig machen, bleibt

keine Sekunde zum Verschnau-

ben. Es sind schließlich nur

Augenblicke, die darüber ent-

scheiden, ob das Fleisch roh

oder verbrannt ist.

W

ie schön haben es an die-

sen Tagen die Frauen.

Die brauchen nur das Fleisch

zu besorgen und vorsorglich so

zu würzen, dass es auch nach

dem schwersten Flammenan-

griff von unten noch halbwegs

genießbar bleibt. Das war´s

auch schon. Fast halt. Weil

die Salate kommen auch nicht

von selbst angerichtet an den

Tisch. Die Nachspeisen, naja,

eh nur ein Klacks. Servietten,

Besteck und Teller sind jetzt

wirklich nicht all zu schwer.

Die Getränke für alle, die kein

Bier mögen, sind auch schnell

serviert.

G

rantig wird der Mann am

Grill nur, wenn diese an-

spruchslosen

Routinearbei-

ten von der Frau noch nicht

ganz erledigt sind, sein Fleisch

aber bereit für den Einsatz ist.

Punktgenau gegart heißt auch

sekundengenau serviert. Auf

das Gefühl kommt es an.

J

etzt ist das Grillen selbst nur

die eine Seite der Medaille.

Die andere Seite ist das Lob,

das nach dem Essen dem Grill-

meister allgemein zugeworfen

wird und dazu gehört, wie das

Salz in der Suppe. Genussvoll

sitzt der Meister in der fett-

verschmierten Schürze dann

da, greift nach dem letzten

Schluckerl Bier und verkün-

det gönnerhaft, dass er noch

ein Stückerl Fleisch hat. Falls

noch jemand ... Aber winken eh

alle ab.

U

nd so verkümmert das

letzte Stückerl Fleisch auf

dem Grillrost. Verschmilzt mit

nachlassender Hitze mit den

Grillstäben und fristet hier so

lange ein verwesendes Da-

sein, bis der Herr des Hauses

das nächste Mal seine Liebe

zur Nahrungszubereitung ent-

deckt und erschrocken feststel-

len muss, dass seine Frau sich

nicht um die Reinigung des

Grillers gekümmert hat.

B

is es aber so weit ist, gibt

es noch ein Schnapserl als

Draufgabe. Und die liebevol-

le Frage an seine Frau, ob es

denn nicht schön ist, wenn sie

sich einmal nicht um das Essen

für die Gäste kümmern muss ...

Herr

der

Flammen

SOMMER

IM MONDSEELAND