Der Teufel ist halt ein Springginkerl

Peter Birgel

Seit 30 Jahren ist Peter Birgel Schauspieler beim Mondseer Jedermann. Zunächst als Jedermanns Kumpel und seit 18 Jahren als Teufel, der für ihn neben dem Jedermann die schönste Rolle mit allen Facetten ist.

Müssen Sie nach fast zwei Jahrzehnten als Teufel den Text immer wieder neu lernen? Oder anders gefragt: Würde Sie jemand mitten in der Nacht aus dem Tiefschlaf wecken und Ihnen ein Stichwort aus dem Stück zuwerfen …

Birgel: „… Müsste ich nicht einmal die Augen aufmachen, um meine Antwort darauf zu geben. Natürlich habe ich nach all den Jahren den Text intus. Obwohl es selten schon vorkommt, dass mir nach einer Vorstellung die Souffleuse sagt, dass ich einen Satz ausgelassen habe. Aber das passiert im Eifer des Gefechts und fällt niemanden auf.“

Apropos „Eifer des Gefechts“. Ihre Rolle ist ja auch körperlich recht herausfordernd. Wie bereiten Sie sich darauf vor?

Birgel: „Ich wärme mich vor meinen Auftritten auf. Ich laufe ein Stückerl, mache Lockerungs-, Dehn- und Stimmübungen. Weil die Rolle des Teufels lebt ja davon, dass er halt ein kleines Springginkerl ist und von einer Bühnenseite auf die andere fetzt. Gerade das macht diese Rolle so lebhaft und überzeugend. Man hat Freiheiten, die andere Rollen nicht bieten. Oder anders gesagt: da kann ich mich austoben. Weil es ist ja auch wirklich zum Ärgern. Da bist als Teufel felsenfest überzeugt, dass dir die Seele des Jedermanns nach dessen lotterhaftem Leben gehört. Dann verlierst nach Verhandlungen mit dem Glauben, der Jedermann bereut und kommt doch noch in den Himmel.“

Wie lange dauert es, bis der Teufel für seinen Auftritt fertig ist?

Birgel: „Das Schminken ist jedes Mal eine Prozedur und dauert bis zu einer halben Stunde. Noch aufwändiger ist dann aber das Abschminken. Nur mit duschen ist es da nicht getan. Und es kann schon vorkommen, dass sich noch einige Tage nach der Aufführung unter meinen Fingernägeln Schminke findet. Aber auch auf dem Hemdkragen oder der Bettwäsche. So wie mir geht es noch dem Mamon, der ähnlich aufwändig bemalt wird wie ich.“

Wie schwierig ist es eigentlich, das Ensemble beisammen zu halten, nachdem ja jedes Jahr zur Haupturlaubszeit gespielt wird?

Birgel: „Natürlich ist das eine gewisse Herausforderung,
weil wir in manchen Szenen bis zu 80 Darsteller auf die Bühne bringen müssen. Aber für alle Rollen gibt es Doppelbesetzungen, so dass wir schon ein bisserl jonglieren können. Nur für den Jedermann und den Teufel gibt es derzeit keinen Ersatz. Aber da müssen der Willi Meingast – das ist unser Jedermann – und ich halt durch.“

Also keine Besetzungsprobleme?

Birgel: „Ja und nein. Wenn jemand einmal mitspielen möchte, ist er gerne gesehen. Kinder könnten wir brauchen, aber auch jüngere Tanzpaare.“

Wie lange wird es Sie noch als Teufel geben?

Birgel: „Diese Frage kann ich nicht beantworten, weil ich es nicht weiß. So zeichnen sich beispielsweise in nächster Zeit einige Umstrukturierungen im Führungsbereich der Spielgemeinschaft ab. Schauen wir einmal, wie sich das alles entwickeln wird. Und schließlich werde ich auch nicht jünger.“

Bei Schlechtwetter wird im Saal des Schlosses gespielt.

Birgel: „Natürlich sind die Aufführungen auf der Freiluftbühne für die Zuschauer beeindruckender. Aber ich persönlich spiele auch nicht ungerne im Schloss. Da ist das Publikum wesentlich näher. Die Scheinwerfer hängen höher und damit kann ich die Leute in den ersten Reihen sogar sehen. So ein enger Kontakt zum Publikum macht natürlich auch mit einem Schauspieler etwas.“

Sie sind ja nicht nur beim Jedermann engagiert, sondern auch bei der Jungen Bühne Mondsee. Salopp gefragt: Ist bei Ihnen das ganze Jahr Theater?

Birgel: „So in etwa ist es. Ich bin bei der Jungen Bühne nicht nur Schauspieler, sondern kümmere mich als Obfrau-Stellvertreter zudem noch mit meiner Frau Karola und den anderen Vorstandsmitgliedern darum, dass auch im Hintergrund alles läuft und da gibt es viele Handgriffe, die getan werden müssen.“

Interview: Rupert Lenzenweger

Die letzten drei Aufführungen finden am 9., 16. und 23. August um jeweils 20.30 Uhr statt. Für alle drei Vorstellungen gibt es noch Karten unter:
www.mondseer-jedermann.at

100 Jahre „Der Mondseer Jedermann“, Generalprobe im Karlsgarten in Mondsee am 14.07.2022; Jedermanndarsteller und Regisseur: Willi Meingast Foto und Copyright: Moser Albert, Fotograf, 5201 Seekirchen, Weinbergstiege 1, Tel.: 0043-676-7550526 mailto:albert.moser@sbg.at www.moser.zenfolio.com