
Die Jesusstatue in Klin
Ich bin kein Morgenmensch. Den Tag bis halb acht Uhr erlebe ich praktisch nur schlafend. Auch in der nächsten halben Stunde träume vor einem Kaffee und der Tageszeitung noch eher vor mich hin. Erst dann erwachen langsam die Lebensgeister, so gegen halb neun. Dass ich heuer ausgerechnet am Ostermontag schon um halb sechs Uhr auf den Beinen war, verdanke ich einem Reiseführer, der mir dazu geraten hat. Weil genau um diese Zeit soll es bei der Jesusstatue in Klin auf dem Hügel Grapa hoch über dem Orava Stausee in den slowakischen Beskiden am schönsten sein.
Die Jesusstatue in Klin ist eine originalgetreue Kopie der Statue in Rio. Mit neuneinhalb Meter halt nur knapp ein Drittel so hoch wie das Original. Der Weg dorthin ist aber beschwerlicher. In Rio gibt’s eine Zahnradbahn. In Klin nur einen steilen Fußweg. Anfänglich holprig, dann aber asphaltiert. Also genau das, was ich mir um sechs Uhr morgens wünsche. Um es kurz zu machen: Mein frühes Aufstehen hat sich trotzdem gelohnt. Weil an diesem frühen Ostermontag waren meine Frau und ich noch die einzige Besucher dieses Publikumsmagnetes.
Rio von Klin nennen die Einheimischen diesen imposanten Platz auf dem Hügel, auf dem es auch noch eine kleine Kapelle, einen Kreuzweg und seit 2009 auch eine Statue des betenden Papstes Johannes Paul II gibt. Die Jeususstatue selbst wurde 2007 errichtet. Neuneinhalb Meter ist sie groß, sieben Meter breit und unglaubliche 23 Tonnen schwer. Der Blick von hier oben auf den Orava-Stausee ist beeindruckend und mit etwas Fantasie kommt sogar Copacabana-Feeling auf. Schuld daran ist der Geschäftsmann Josef Sroka, der die Statue finanziert und damit einen ganz besonderen Platz geschaffen hat.
Der Gipfel lädt uns zu einem kleinen Rundgang ein und in jede Richtung sind die Ausblicke den Anstieg wert. Wir trinken dabei (nur mehr) lauwarmen Kaffee und essen Wafferl. Wir knieen in der kleinen Kapelle nieder und betrachten die vielen Heiligenbilder, die von den Gläubigen im Laufe der Jahren hergebracht wurden.
Also wir nach gut einer Stunde den Rückweg auf den Parkplatz antreten, kommen uns die nächsten Besucher entgegen und erzählen uns, dass vor wenigen Stunden Papst Franziskus in Rom gestorben ist. -10. Mai 2025-
Rupert Lenzenweger
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