Die verschwundene Stadt im Tannermoor

Das Tannermoor bei Liebenau in der Nähe von Freistadt ist eine urtümliche Landschaft und eines der größten Latschenhochmoore in Österreich. Seit ein paar Jahren ist das Tannermoor auch ein Natura 2000-Schutzgebiet.

Das Tannermoor entstand nach der letzten Eiszeit vor rund 10.000 Jahren. Es wird ausschließlich durch Regenwasser gespeist und ist zum größtem Teil von Kiefern bewachsen. In der Mitte befinden sich zwei bewaldete Felsinseln. Neben Kiefern wachsen auch noch Birken und Erlen. In den Randlagen stehen Fichten. Daneben finden sich im Tannermoor Hochmoorpflanzen wie Moorbeere, Heidekraut, Schlammsegge, Torfmoose, Moorwachtelweizen oder Moorbinse. Das Moor selbst wurde nie wirtschaftlich genutzt und auch die Forstwirtschaft im Randbereich spielte praktisch kaum eine Rolle. Durch einen kleinen Damm entstand der Rubner Teich mit seinem schwarz-roten Moorwasser. Der kleine See lieferte früher das Wasser zur jährlichen Holzschwemmung und lädt heute im Sommer zum Baden ein. Bei Schönwetter kann auch geangelt werden.

Ein rund sechs Kilometer langer Moorwanderweg führt vom Rubner Teich über Stege und Brücken zwischen den Latschen zu einem Hochstand, von dem sich das gesamte Moorgebiet überblicken lässt. Über die Lehrmüller-Mauer, einem aufragenden Felsriegel aus Granit, führt der Weg zum Rubner Teich zurück.

Der Sage nach war das Moor einst eine Stadt

Eine Sage besagt, dass einst an der Stelle des Moores stand. Diese versank aber plötzlich im Boden. Nur ein Jäger und ein Hahn überlebten. Der Jäger war beim Untergang nicht in der Stadt, sondern draußen im Wald bei der Jagd und der Hahn flog davon und setzte sich in Griesbach auf den Turm. Das eiserne Stadttor der versunkenen Stadt blieb stehen. Leute aus der Umgebung führten es auf einem Ochsenwagen weg. Als sie schon ein ziemliches Stück gefahren waren, konnten sie nicht weiter. Alle Mühen waren vergebens. Darum ließen sie das Tor einfach stehen. An dieser Stelle befinden sich heute zwei uralte Bauernhäuser, die noch den Namen Eisentorer führen. Ungefähr in der Mitte der Tannerau ist ein Stück festen Bodens, hier stand angeblich die Kirche der Stadt.

Einmal noch tauchte die Stadt auf. Genau als ein Hirtenbub unterwegs war. Er ging durch das Stadttor, sah aber keine Menschen und auch die Kirche war verschlossen. Der Bub kniete sich vor der Kirche nieder um zu beten. Da sah er Kohlen herumliegen. Damit die Kirche nicht verschmutzt wird, steckte der Bub die zwei Kohlen ein, die er gerade in der Hand hielt. Dann ging er wieder hinaus aus der Stadt zu seiner Herde vor dem Stadttor und trieb die Tiere am Abend heim. Daheim erzählte er von der Stadt und zum Beweis zeigte er die beiden Kohlen her. Die hatten sich in seiner Hose aber in Goldstücke verwandelt. Daraufhin machte sich viele Menschen in der Umgebung auf die Suche nach der Stadt, die aber blieb fortan verschwollen.

Heute ist das Tannermoor ein beliebtes Naherholungsgebiet in der Region, in dem derzeit auch Renaturierungsarbeiten durchgeführt werden.

Im Rubner Teich kann im Sommer gebadet werden.
Umfangreiche Renaturierungs- und Sanierungsarbeiten finden derzeit im Moor statt.
Der Natur wird freie Hand gelassen.
Über die Lehrmüller-Mauer, einem aufragenden Felsriegel aus Granit, führt der Weg zum Rubner Teich zurück.