Naturgewalten am Ende Mitteleuropas

Es soll gar nicht so wenige Dänen geben, für die nach wie vor die Welt in Grenen, zwei Kilometer nördlich der Kleinstadt Skargen, zu Ende ist. Mag diese Behauptung auch nicht allzu ernst gemeint sein, so steckt doch ein Körnchen Wahrheit dahinter. Weil Mitteleuropa endet tatsächlich an diesem Punkt, an dem die beiden Meere Skagerak (Nordsee) und Kattegat (Ostesee) aufeinander treffen.

An so manchen Tagen ist das auch deutlich sichtbar, wenn sich die Wellen der beiden Meere gegenseitig aufschaukeln.

Dieses Naturereignis ist längst auch zu einer Touristenattraktion geworden und jährlich spaziert rund eine Million Menschen bis an die letzte Spitze dieser rund drei Kilometer langen Düne zwischen den zwei Meere. Wer nicht mehr ganz so gut zu Fuß ist, für den steht der „Sandormen“ bereit. Ein Trator mit dem zugähnlichen Waggon.

Und Grenen ist ein faszinierendes Ziel. Sand und Kies werden laufend von den starken Strömungen transportiert und so ist in den vergangenen 100 Jahren der Deich um rund einen Kilometer länger geworden. Die große Strandfläche am äußersten Ende von Grenen ist ständig in Bewegung und bildet regelmäßig Lagunenseen.

Die Landschaft um Grenen ist aber auch ein Naturschutzgebiet und beherbergt eine reiche Tierwelt: Robben sonnen sich inmitten der Touristenströme am Strand, und die Gegend ist der Ort in Dänemark, an dem die meisten Vogelarten beobachtet werden können.

Rupert Lenzenweger

Wenn zwei Meere aufeinander treffen, ist das schon ein Erinnerungsfoto wert.
Tägliche Völkerwanderung zum nördichsten Punkt Mitteleuropas. Jährlich wandert eine Million Menschen bis ans Ende der rund drei Kilometer langen Düne.
Wer nicht so gut zu Fuß ist, der steigt in den Sandormen, der seit den 50er-Jahren zur Hauptsaison verkehrt. Bilder: Rule