Salzburg setzt auf regionale Stärken

Zwei Schwerpunkte wurden bei der Übergabe des Vorsitzes der Landesagrarreferenten von Oberösterreich an Salzburg fixiert: „Die Übergangsjahre bis zur neuen Festlegung der EU-Agrarförderung im Jahr 2023, das heißt Berechenbarkeit und Planbarkeit für unsere bäuerlichen Betriebe und die Stärkung der regionalen Lebensmittelproduktion“, so Landesrat Josef Schwaiger. Salzburg übernahm in Berndorf von Oberösterreich den Vorsitz der Landesagrarreferenten-Konferenz.

Ein kleines, aber feines Geschenk mit regionalen Produkten der Marke „Salzburg schmeckt“ überreichte LR Josef Schwaiger an seinen oberösterreichischen Amtskollegen Max Hiegelsberger zur Vorsitzübergabe in Berndorf und auch an Salzburgs LWK-Präsident Rupert Quehenberger (hinten).

In einer kleinen Zeremonie in Berndorf ging der Vorsitz turnusmäßig von Landesrat Maximilian Hiegelsberger (Oberösterreich) an Landesrat Josef Schwaiger (Salzburg). Welche Schwerpunkte Salzburg setzen will, das stellte Schwaiger bei einem Pressegespräch klar.

Selbstversorger sind unabhängig

„Die Fähigkeit zur Selbstversorgung mit Lebensmitteln hat oberste Priorität. Wenn wir nicht selber produzieren, was wir zum Leben brauchen, machen wir uns abhängig von anderen Ländern. Die Ernährungssouveränität ist und bleibt Hauptaufgabe unserer heimischen Landwirtschaft. Das haben wir in den vergangenen Monaten aufgrund der Coronavirus-Pandemie besonders deutlich gesehen“, betont Salzburgs Landesrat Josef Schwaiger und fügt hinzu: „Genau deswegen machen wir nicht nur, aber vor allem in den kommenden Monaten die regionalen Produkte zum Schwerpunkt.“

Bestehende Maßnahmen für neues Geld

Einer der wichtigsten Punkte für Schwaiger ist, der Landwirtschaft Planungssicherheit für die kommenden beiden Jahre zu geben. „Die Jahre 2021 und 2022 sind Übergangsjahre, da sich die neuen Richtlinien der EU-Kommission bis 2023 verzögern werden. Die Lösung sieht vor, dass die bestehenden Maßnahmen im Umweltprogramm übernommen werden, finanziert aber bereits aus dem mehrjährigen Finanzrahmen der EU-Kommission, der von 2021 bis 2027 gilt. Die Landwirte können noch im Herbst die Verlängerung beantragen. Was jedoch die Rahmenbedingungen für das zukünftige Investitionsprogramm für unsere bäuerlichen Betriebe betrifft, muss bis Herbst österreichintern abgestimmt werden“, erklärt Schwaiger.

Ressourcenschonende Umbaumaßnahmen

„Ich gehe jedenfalls davon aus, dass eine praktikable und vernünftige Übergangslösung für beide Jahre geschaffen wird. Zukünftig wünsche ich mir eine stärkere Unterstützung für ressourcenschonende Umbaumaßnahmen für bestehende landwirtschaftliche Gebäude. Diese sind meist mit weniger Bodenverbrauch und einem geringeren Einsatz von finanziellen Mitteln verbunden und leisten bezüglich Tierwohl und Arbeitserleichterung einen ebenso großen Schritt nach vorne“, betont Schwaiger.

Rückblick im ersten Halbjahr – heimische Lebensmittel in den öffentlichen Küchen

Alle neun Agrarreferenten haben sich bei der Konferenz Anfang Juni auf Initiative von Landesrat Max Hiegelsberger darauf verständigt, die Bundesregierung in ihrem Bemühen um mehr Regionalität in der öffentlichen Beschaffung mit voller Kraft zu unterstützen. „Regionale Lebensmittelbeschaffung wird ein wesentlicher Baustein zur Sicherung der heimischen Lebensmittelproduktion sein. Als öffentlicher Sektor möchten wir unserer Vorbildwirkung nachkommen und alle Möglichkeiten für mehr heimische Lebensmittel und der Unterstützung regionaler Lieferanten ausschöpfen“, betont Hiegelsberger. Besonders in den ländlichen Regionen sei die Landwirtschaft mit ihren vor- und nachgelagerten Sektoren ein wichtiger Wirtschaftsmotor. Investitionen in diesem Bereich würden das gesamte Land stärken. „Schlussendlich weisen regionale Lebensmittel in Österreich aufgrund der naturverträglichen Herstellung und der kurzen Transportdistanzen eine sehr positive Ökobilanz auf. Der verstärkte Absatz regionaler Lebensmittel wirkt sich somit mehrfach positiv aus“, fügt Amtskollege Schwaiger hinzu.

Corona: Selbstversorgung hat an Bedeutung gewonnen

Die Stärkung der Lebensmittel-Selbstversorgung hat aufgrund der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen. Darin waren und sind sich die Agrarreferenten Schwaiger und Hiegelsberger einig. Erreicht werden soll dies durch Investitionsanreize zur weiteren Modernisierung der Betriebe, durch noch mehr Direktvermarktung und durch Aufrechterhaltung der flächendeckenden Landwirtschaft bei gleichzeitig weniger Flächenverbrauch.

Beispiel SalzburgerLand Herkunftszertifikat

Diese Initiative wurde 2019 gemeinsam von Landesrat Schwaiger und Landwirtschaftskammerpräsident Rupert Quehenberger ins Leben gerufen und macht die Salzburger Lebensmittel im Handel bereits nach einem Jahr sichtbar. Mittlerweile nehmen rund 130 Salzburger Produzenten mit 800 zertifizierten Produkten teil. „Regionalität bedeutet Klimaschutz, und deshalb ist es umso wichtiger, dass Konsumenten klar erkennen können, woher die Lebensmittel stammen“, betont Präsident Quehenberger von der Landwirtschaftskammer Salzburg.

Mehr Fokus auf Ernährungssicherheit bei „Green Deal“ der EU-Kommission

Weiters beschäftigten sich die Agrarreferenten mit dem „Green Deal“ der Europäischen Kommission. Ziel dabei ist es, den Klimawandel zu bekämpfen und Europa bis 2050 zum weltweit ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. Mit dem „Green Deal“ sehen die Bundesländer vor allem die Chance, regionale Lebensmittel zu stärken. „Mehr in den Fokus muss jedoch die Ernährungssicherheit rücken. Das steht derzeit beim Green Deal nicht im Vordergrund“, hebt Schwaiger hervor und er fügt hinzu: „Einige Mitgliedsstaaten haben durch Biolandbau und Umweltprogramme bereits große Vorleistungen hin zu einer noch nachhaltigeren Land- und Forstwirtschaft unternommen. Diese müssen unbedingt durch die Kommission anerkannt und auch finanziell abgegolten werden. Während im Binnenmarkt die Standards erhöht werden, wird der Import aus Ländern mit deutlich niedrigeren Standards ermöglicht. Das gefährdet die Existenz der bäuerlichen Familien und drängt die europäische Agrarproduktion in Länder mit fragwürdigen Produktionsbedingungen.“ Die Wirkungsfolgenabschätzung der „Farm to Fork“-Strategie für die Landwirtschaft sei dringend erforderlich“, sind sich die beiden Agrar-Landesräte aus Salzburg und Oberösterreich einig.

Höhere Standards nur bei geeignetem Außenschutz

Auch umweltgerechte Landwirtschaft wollen die Agrarlandesräte weiter sinnvoll ausbauen. „Dabei dürfen wir keinesfalls die systemrelevante heimische Lebensmittelproduktion gefährden“, so Schwaiger. Und weiter: „Höhere Standards kommen nur in Frage, wenn ein geeigneter Außenschutz gegenüber Drittstaaten gewährleistet ist. Ansonsten lagern wir unsere Lebensmittelproduktion in Drittländer aus, weil wir nicht mehr konkurrenzfähig sind. Auch Zölle auf Lebensmittel, die nicht nach EU-Standards produziert sind, müssen dabei ernsthaft mitüberlegt werden.“

Weiter an Klimaschutz und Biodiversität arbeiten

Beim Thema Klima- und Umweltschutz sehen sich die beiden Bundesländer Österreich weiter als internationale Vorreiter. Trotzdem soll weiter daran gearbeitet werden, die Emissionen zu senken. Die Biodiversität soll insbesondere auch durch den Erhalt der Almwirtschaft gestärkt werden. „Derzeit weiden im Bundesland Salzburg aufgrund der aktuellen Wolfsproblematik auf einigen Almen keine Tiere mehr. Diese Flächen verlieren dadurch ihre Artenvielfalt in einem dramatischen Ausmaß“, so Schwaiger abschließend.