SYM und ich waren der Karpfen im Hechtteich

Na, Alter, wirklich, i sag des net per Hetz, Du kannst doch beim Heurigen ka Cola trink’n. Diese Warnung hat einst Wolfgang Ambros in seinem Lied „Des kannst net machn“ laut in die Welt hinausgeplärrt. Unüberhörbar für alle jene, die dabei sind, festgefahrene Regeln zu brechen. Natürlich war´s auch ironisch gemeint und vielleicht sogar als unterschwellige Herausforderung an alle jene, die nicht mit der Masse laufen. So wie der Wolferl halt selbst auch.

Wieso mir gerade jetzt dieses Lied einfällt? Weil ich mich kürzlich ein bisserl so gefühlt habe, wie der Colatrinker beim Heurigen. Was ist passiert? Ich bin mit einem Motorroller aus taiwanesischer Produktion zum Vespa-Rollertreffen des Flachgauer Vespaclubs nach Obertrum gefahren. Ich war praktisch der Karpfen im Hechtteich und wurde trotzdem freundlichst aufgenommen. Schon der Mann bei der Abnahme fand nichts dabei, dass ich mich mit einem Plastikbomber unter die edlen Blechschüsseln mischen möchte. „Jeder wie er kann“, lachte der Mann, überreichte mir ein Kuvert mit kleinen Gastgeschenken und drückte mit ein Pickerl auf den Scheinwerfer. Ich bekam die Nummer 287 und war damit aufgenommen in der illustren Runde.

Zunächst hatte ich vor, meinen Sym dezent etwas abseits zu parken. Aber nach diesem freundlichen Empfang fasste ich Mut und stellte mich neben eine Rennvespa, die zwei Stunden später am Prüfstand mit unglaublichen 34,7 Ps glänzen sollte. Ich war erstaunt. Die Auskenner rund um mich schienen zwar beeindruckt, aber nicht überrascht. Solche PS-Monster gibt’s durchaus unter den Vespas. Angeblich sollen sogar welche Yamaha-Rennmotoren unter der bauchigen Verkleidung ihres alten Vespa-Rollers verstecken. Ich habe meine Zweifel daran und weiß nicht, ob ich das wirklich glauben soll.

An den Reiseerlebnissen, die andere Rollerfahrer erzählen, zweifle ich nicht. So ist der weiteste Teilnehmer an diesem Treffen in Obertrum aus Meran gekommen. Auch viele Niederbayern sind da, Oberösterreicher sowieso und sogar steirischer Dialekt ist an den Biertischen zu hören. Aufsehen erregt auch eine Gruppe aus dem Innviertel. Die Burschen und Mädchen sind im vergangenen Jahr mit ihren Vespas die spanische Atlantikküste abgefahren. Mit schönen Fotos auf ihren Handys holen sie für neugierige Kiebitze die schönsten Reiseerlebnisse noch einmal in die Gegenwart zurück.

Dann die Fahrzeugsegnung. Der Diakon ist ein cooler Typ. Trägt Motorradstiefeln und Lederjacke. Die Sonnenbrille ist verspiegelt. Unverkennbar: Dieser Vertreter Gottes auf Erden ist selbst ein Biker. Er findet die richtigen Worte, mahnt zur Vorsicht. Weil Schutzengel hin oder her, ein bisserl musst immer auch auf dich selbst aufpassen. Den Weihwasserpritzer auf Fahrzeug und Haupt lässt sich kein Rollerfahrer entgehen. Hilfts nichts, schadet es aber auch auf keinen Fall.

Als ich zu meinem Sym zurückkomme, steht der Roller fast alleine da. Aber nicht, weil die Vespafahrer angesichts meines asiatischen Wegbegleiters die Flucht ergriffen hätten. Nein, eine gemeinsame Ausfahrt steht an. Irgendwie rund um den See und dann irgendwo Einkehr bei einem Wirten. Und da kann es schon sein, dass der eine oder andere zu einer Cola greift. Rupert Lenzenweger -29. Mai 2025-

Eine Reportage über das Piaggio-Museum findet Ihr hier>>>