

FAHRTWIND
Alte Industrieruinen wie diese als Erinnerungen an längst vergangene DDR-Zeiten findet man beinahe in allen Orten.
vom Ufer der Elbe weg. Diese
gute Lage wussten auch Zar
Peter I, Friedrich Wilhelm I
und Napoleon zu schätzen, die
allesamt gern gesehene Gäste
auf der Burg waren.
Dass wir bei so vielen Bur-
gen und mittelalterlichen Orts-
kernen schließlich auch unser
Nachtlager in einer Burg fan-
den, ist jetzt nicht mehr wei-
ter verwunderlich. Die Burg
Hohnstein markiert den nörd-
lichen Rand der Sächsischen
Schweiz. Das Gemäuer stammt
aus dem 12. Jahrhundert, war
bereits 1933 eine Jugendherber-
ge und wurde im Zweiten Welt-
krieg kurzerhand in das erste
Konzentrationslager der Nazis
umfunktioniert. Heute gibt es
in der Burg 200 Herbergsplät-
ze und 16 Fremdenzimmer, die
gerne auch Motorradfahrern
angeboten werden. Seit heuer
findet sich Hohnstein sogar im
Programm der „Tourenfahrer
Partner-Häuser“. Das Geschäft
mit den Bikern scheint gut zu
laufen, denn inzwischen gibt
es auf der Burg sogar ein eige-
nes Motorradzubehör-Geschäft
und eine Helmteststation.
Wir nahmen aber für dieWei-
terreise unser eigenen Helme
und fuhren zunächst entlang
der Elbe, deren Wasserstand
an diesen heißen Sommertagen
auf rund 70 Zentimeter abge-
sunken war. Mutige nutzten
dies für einen Spaziergang quer
durch den Fluss und brauchten
sich dabei vor dem Schiffs-
verkehr nicht zu fürchten. Der
war nämlich bis Dresden hin-
auf schon seit einigen Wochen
eingestellt. Am 6. Juni 2013
sah es hier ganz anders aus. Da
war der Wasserstand der Elbe
in Königstein auf 10,65 Meter
angestiegen und hatte damit die
Erdgeschosse der Häuser völlig
unter Wasser gesetzt.
Bei Pirna verließen wir die
Elbe, machten wie tags zuvor
noch einen kleinen Abstecher
ins Müglitztal, hielten uns dann
aber nicht ostwärts, sondern
genau in die entgegen gesetzte
Richtung um in Altenberg ins
Vogtland zu wechseln. Waren
bisher Ritter, Edelfräuleins
und Sagen von blutrünstigen
Schlachten unser Begleiter, so
tauchten wir jetzt in das Reich
der Nussknacker und Räu-
chermännchen ein. Die lauern
im Erzgebirge beinahe hinter
jeder Kurve in Lebensgröße
und laden dazu ein, gleich die
dahinter liegende Werkstätte zu
besuchen. Dort lassen sich die
Nussknacker- und Männchen-
schnitzer gerne über die Schul-
ter schauen. Noch lieber aber
haben sie es naturgemäß, wenn
man ihnen gleich eine dieser
gar nicht so billigen Figuren
(ab 35 Euro) abkauft. Natürlich
konnten auch wir nicht wider-
stehen, waren aber, wie bei Mo-
torradreisen üblich, platzmäßig
So wie hier in Neustadt gibt es beinahe in allen Ortszentren verlassene Häuser
(Bild links) um die
sich niemand mehr kümmert und die ein krasser Kontrast zu den vielen schönen Fachwerkhäusern
(rechts) sind.
Bilder: Rule