

Der Osten als Getreidekammer des Landes
mit Kornfeldern
soweit das Auge reicht.
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etwas eingeschränkt. So ist das
Räuchermännchen, das seither
auf dem Schreibtisch steht, nur
etwa fingerhoch.
Der Kurort Seiffen ist das
Zentrum der erzgebirglerischen
Männchenschnitzerei. Hier lebt
auch das größte Räuchermänn-
chen der Welt in unmittelbarer
Nachbarschaft zum größten
Nussknacker unseres Planeten.
Ansonsten aber scheinen sich
Fuchs und Hase in dieser Regi-
on gute Nacht zu sagen. Viele
Häuser stehen leer, Wirtshäu-
ser sind geschlossen und auch
unsere Quartiergeberin am
Abend, die Wirtin des Gast-
hauses und der Pension „Zur
Wartburg“ in Obernhau, stößt
in das selbe Horn. Früher hat
die Pension die ganze Familie
ernährt. Jetzt kann nur mehr
sie davon leben. Aber auch nur,
weil sie nebenbei noch eine
Änderungsschneiderei betreibt.
Ihr Mann und ihre Kinder ge-
hen arbeiten. Das Wirtshaus wird
höchstens noch am Wochenende
und dann auch nur auf Vorbestel-
lung geöffnet.
„Früher“ ist hier in Ostdeutsch-
land nach wie vor ein Thema. Der
Zusammenschluss scheint für vie-
le noch eine offene Wunde zu sein
und ungefragt erzählen vor allem
ältere Menschen von der Zeit vor
mehr als 25 Jahren. „Wir hatten
nicht alles. Aber wir hatten alles,
was wir brauchten. Vor allem hat-
ten wir aber mehr Menschlichkeit.
Die geht immer mehr verloren“,
erzählte uns ein alter Schuldirek-
tor, denn wir auf einer Kreuzung
getroffen haben, als er genauso
wenig wie wir wusste, in welche
Richtung es jetzt eigentlich wei-
tergeht. Als er uns nach dem Weg
fragte, mussten wir ihm sagen,
dass wir aus Österreich sind. „Ja,
da war ich auch schon“, hat er uns
erklärt, „in Fuschl war´s besonders
schön“. Das war natürlich nach der
Wende.
Die Elbeschlinge von der Burg Königstein
aus gesehen. Unten
rechts die gleichnamige Ortschaft.
Das größte Räuchermännchen der Welt
steht im Kurort Seiffen im
Vogtland und überragt jeden Motorradfahrer um mehrere Köpfe. Ein
paar Häuser weiter, „wohnt“ übrigens der größte Nussknacker der
Welt.
Verfallene Industrieruinen,
kaputte Häuser mitten in
schmucken Ortszentren und
hunderte Umleitungen die
uns manchmal nur in die Irre
führten, waren ständige Be-
gleiter dieser Reise durch eine
der atemberaubendsten Regi-
onen Deutschlands. Obwohl
wir mitten im Juli unterwegs
waren, haben wir überall auf
Anhieb Quartier gefunden,
hatten praktisch keinen Ver-
kehr auf den Straßen und
sind überall sehr nett und zu-
vorkommend aufgenommen
worden. Vielleicht auch, weil
wir die einzigen Österreicher
waren. Zumindest haben wir
sonst keine anderen Alpenre-
publikaner getroffen ...
Rupert Lenzenweger
Wer auch Dresden besuchen will,
sollte sich mindestens einen
ganzen Tag dafür Zeit nehmen.