

Mai 2017
Die Salzkammergut Lokalbahn, im Volksmund nur Ischler Bahn genannt, bei der Ankunft in den Bahnhöfen Mondsee (Bild links)
und Thalgau (rechts).
Für die Taurachbahn, als Museumsbahn zwischen Tamsweg und Mauterndorf geführt, erlebten neben einem Originalwaggon einige
Wagen eine Wiederauferstehung als Neubauten. (Bild links). Im Bild rechts die Lok 2 im Einsatz bei Brückenbauarbeiten.
Frankreich gebaut, wurde nach
Kriegsende von den Amerika-
nern der Salzkammergut-Lo-
kalbahn übergeben und durfte
den morgendlichen Milchzug
von Vetterbach nach Salzburg
ziehen. Noch vor Ende der
Ischlerbahn wurde die Lok in
die Steiermark verkauft und
zwischen Weiz und Ratten
eingesetzt. Scheinbar schon
am Ende ihres Daseins wurde
sie 1965 abgestellt. Doch Ei-
senbahnenthusiasten in Wales
suchten für die zwei Jahre zu-
vor wiederbelebte Welshpool
and Llanfair Light Railway
nach Zügen, die auf den für die
britischen Inseln unüblichen
Spurweite von 762 Millimetern
eingesetzt werden konnten.
Hier sorgte die „Bosnaspur“,
die Bosnische Spurweite, auf
der die Ischlerbahn fuhr, für die
Wiederauferstehung bei den
Walisern, wo die Lokomotive
seit 1970 als „Sir Drefaldwyn“
knapp drei Jahrzehnte im Ein-
satz war und seit 2014 erneut
aufgemöbelt wurde.
Auch Lok Nummer 22 der
Ischler-
b a h n
kann auch mit außergewöhn-
lichen Einsatzorten aufwarten.
Ihr weiterer Lebensweg führte
über das Zillertal, das Deutsche
Technikmuseum Berlin und als
„Rasender Roland“ auf der
Ostseeinsel Rügen nach Sach-
sen. Sie kehrte im April 2017
reich an Schienenerfahrung auf
einem Sattelschlepper zu Lieb-
habern nach Salzburg zurück.
Viele Ischlerbahn-Wagen en-
deten als Bauhütten, Gartenhäu-
ser oder Hühnerställe. Für die
Taurachbahn, als Museumsbahn
zwischen Tamsweg und Mau-
terndorf geführt, erlebten neben
einem Originalwaggon einige
Wagen eine Wiederauferste-
hung als Neubauten. Mit etwas
Glück kann man mit einer voll-
ständigen Ischlerbahn-Garnitur
im Lungau unterwegs sein.
In der 67-jährigen Betriebs-
geschichte der Ischlerbahn
wechselten die Besitzer und
Betreiber beinahe so häufig wie
die Fahrpläne. Die meiste Zeit
war die Bahn in deutschem und
englisch-schweizerischem Ei-
gentum. Am kürzesten scheint
Salzburg als Mehrheitseigen-
tümer auf. Die zur Elektrifizie-
rung von den US-Truppen aus
Kriegsbeute zur Verfügung ge-
stellten tonnenschweren Kup-
ferdrähte verschwanden aus der
Itzlinger Werkstätte kurz vor
der Montage. „Durch die Ge-
schichte dieses Unternehmens
gehen Dummheit, Unfähigkeit,
Profitsucht und Sabotage von
Seiten der Geschäftsführung
wie ein roter Faden”, ätzte eine
Zeitung 1957 zur Einstellung.
Die Bahn hatte gegen den Indi-
vidualverkehr und die Buslinie
verloren.
„Die Salzburger Grenzfälle“
nennt Stefan May-
er seine Buchserie,
in der jetzt der vierte
Band erschienen ist und in dem
auch die Geschichte der Ischler
Bahn erzählt wird. Die Bücher
können im Webshop (landver-
sand.salzburg.gv.at) des Landes
Salzburg um 6,90 Euro bestellt
werden. Digitale Versionen al-
ler vier Bände stehen dort zum
kostenlosen Herunterladen zur
Verfügung.
bahn lebt