

Das größte Räuchermännchen der Welt
steht im Kurort Seiffen im
Vogtland und überragt jeden Motorradfahrer um mehrere Köpfe.
Ein paar Häuser weiter, „wohnt“ übrigens der größte Nussknacker
der Welt.
unsere Quartiergeberin am
Abend, die Wirtin des Gast-
hauses und der Pension „Zur
Wartburg“ in Olbernhau, stößt
in das selbe Horn. Früher hat
die Pension die ganze Familie
ernährt. Jetzt kann nur mehr
sie davon leben. Aber auch nur,
weil sie nebenbei noch eine
Änderungsschneiderei betreibt.
Ihr Mann und ihre Kinder ge-
hen arbeiten. Das Wirtshaus
wird höchstens noch am Wo-
chenende und dann auch nur
auf Vorbestellung geöffnet.
„Früher“ ist hier in Ost-
deutschland nach wie vor ein
Thema. Der Zusammenschluss
scheint für viele noch eine offe-
neWunde zu sein und ungefragt
erzählen vor allem ältere Men-
schen von der Zeit vor mehr als
25 Jahren. „Wir hatten nicht
alles. Aber wir hatten alles,
was wir brauchten. Vor allem
hatten wir aber mehr Mensch-
lichkeit. Die geht immer mehr
verloren“, erzählte uns ein alter
Schuldirektor, denn wir auf ei-
ner Kreuzung getroffen haben,
als er genauso wenig wie wir
wusste, in welche Richtung es
jetzt eigentlich weitergeht. Als
er uns nach dem Weg fragte,
mussten wir ihm sagen, dass
wir aus Österreich sind. „Ja, da
war ich auch schon“, hat er uns
erklärt, „in Fuschl war´s beson-
ders schön“. Das war natürlich
nach der Wende.
Verfallene
Industrierui-
nen, kaputte Häuser mitten in
schmucken Ortszentren und
hunderte Umleitungen die uns
manchmal nur in die Irre führ-
ten, waren ständige Begleiter
dieser Reise durch eine der
atemberaubendsten Regionen
Deutschlands. Obwohl wir mit-
ten im Juli unterwegs waren,
haben wir überall auf Anhieb
Quartier gefunden, hatten prak-
tisch keinen Verkehr auf den
Straßen und sind überall sehr
nett und zuvorkommend auf-
genommen worden. Vielleicht
auch, weil wir die einzigen
Österreicher waren. Zumindest
haben wir sonst keine anderen
Alpenrepublikaner getroffen ...
Rupert Lenzenweger
So wie hier in Neustadt gibt es beinahe in allen Ortszentren verlassene Häuser
(Bild links) um die sich niemand mehr kümmert und die
ein krasser Kontrast zu den vielen schönen Fachwerkhäusern (rechts) sind.
Bilder: Rule
Nichts geht mehr.
Schon Mitte Juli musste der Schiffsverkehr auf
der Elbe eingestellt werden. Der Pegel ist auf 70 Zentimeter gesun-
ken. Zum Vergleich: Beim großen Hochwasser im Sommer 2013
wurden in Königstein 10,65 Meter gemessen.