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Oktober 2017

SAGE

AUS DEM MONDSEELAND

er Schloss-

herr

von

Wartenfels

hatte seine

beiden Söh-

ne

gleich

lieb und er

wollte keinen bevorzugen und

keinen benachteiligen. Wer

sollte aber die prächtige Burg

Wartenfels bekommen? Nach

langem Überlegen traf der

alte Burgherr folgende Ent-

scheidung: Der ältere Sohn

sollte die Burg Wartenfels

erben, dem jüngeren sollte

Burg Hüttenstein zufallen.

Beide Brüder waren mit der

Entscheidung des Vaters ein-

verstanden. Der Himmel soll-

te die Grenzen festsetzen. An

einem vorher bestimmten Tag,

zu einer ebenfalls genau fest-

gesetzten Stunde, sollte auf

der Spitze des Schobers ein

Tuch demWinde preisgegeben

werden. Wo es zu Boden falle,

sollte der Grenzstein gesetzt

werden. Und so geschah es

auch. Die ganze Familie ver-

sammelte sich auf der Spitze

und in höchst feierlicher Wei-

se überreichte der Schlossherr

das Tuch dem Winde. Lange

trieb der Wind mit dem Tuche

sein Spiel, lange verfolgten die

neugierigen Blicke der Anwe-

senden das frei herumtanzende

Leinen, bis es endlich zur Erde

fiel. Dort wurde der Grenz-

stein gesetzt und Wartenfels

und Hüttenstein blieben von

da an getrennte Besitze.

Infos zur Sage

An der Grenze zu Salzburg

standen früher zwei Burgen,

die heute nur mehr Ruinen

sind: Burg Wartenfels auf ei-

nem Felsen zum Fuß des Scho-

bers und Burg Hüttenstein auf

einem Felsen über den Schar-

flingpass. Die Ruine Hütten-

stein ist weniger bekannt. Nur

mehr wenige Mauern zeigen

die Stelle, wo einst die Burg

stand.

Die 1326 erstmals urkund-

lich erwähnte Burg Hütten-

stein war eine salzburgerische

Grenzbefestigung. Ursprüng-

lich wurde das Gebiet von St.

Gilgen von Thalgau aus ver-

waltet, später ist Hüttenstein

ein eigenes Pflegegericht ge-

worden. Der Neubau von Hüt-

tensteinwurde 1564/65 südlich

des Krottensees begonnen. Im

18. Jahrhundert übersiedelte

der Pfleger in das Gerichts-

gebäude in St. Gilgen. Das

verfallene Schloß wurde 1817

von den Besitzern des Schlos-

ses Mondsee gekauft und 1843

im neugotischen Baustil neu

gebaut. Heute befinden sich

das Schloss und der daneben-

liegende Krottensee im Eigen-

tum einer Privatstiftung.

Sagenquelle

Buch: Wundersames Mond-

seeland. Sagen, Legenden, Er-

zählungen für Kinder und Er-

wachsene. Gesammelt und neu

erzählt von Anton Reisinger, il-

lustriert von Agneta Gräfin von

Almeida, Verlag omnipublica,

ISBN-10: 3-9502162-4-3,

Euro 14,00 Verkauf: Museum

Mondseeland, neben der Basi-

lika.

Bild: Albert Moser