Der Tiergarten vor Sardiniens Küste

Sardiniens Nordküste ist ein riesiger Tiergarten. Vor allem im Nordosten ab der Costa Smeralda finden sich Tiere aller Art. Vorausgesetzt, der Betrachter bringt etwas Fantasie mit. Denn die Tiere sind allesamt aus Stein. So kann es schon sein, dass der für den einen schlafende Löwe für den anderen ein lachendes Nilpferd ist. Aber egal, hier liegen so viele riesige Steine, dass sich jeder für sich seine eigene Tierwelt zusammendenken kann. Und sollte jemand vor allem nur Dinosaurier sehen, liegt er auch nicht ganz falsch. Denn eines ist diese steinige Küstenwelt garantiert: Zeuge aus der Zeit, als Sardinien entstanden ist.

Sardinien gab es lange vor dem Festland. Erste Vulkanausbrüche im Paläozoikum vor 542 bis 242 Millionen Jahren waren der Grundstein für die Insel, die gemeinsam mit Korsika aus dem Meer wuchs. Vor etwa 35 Millionen Jahren kam es zu schweren Verschiebungen der afrikanischen, eurasischen und nordamerikanischen Platte. Es entstand ein tiefer Graben und trennte die beiden Inseln, bis sie schließlich vor etwa sechs Millionen Jahren ihre heutige Postion erreichten. Das italienische Festland entstand vor rund 65 Millionen Jahren im Känozoikum.

Was die Geologie betrifft, ist Sardinien vielfältig. Magmatische Steine, metamorphoses Gestein und vor allem Granit dominieren. Daraus sind auch jene Steine, die im Nordosten zu finden sind und uns an Tiere und Gestalten erinnern.

Möge bei so manchen Felsformationen Fantasie gefragt sein, um entsprechende Figuren darin zu entdecken, so gibt es doch einige Felsen, die für alle Betrachter auf den ersten Blick klar erkennbar sind. Dazu zählt etwa der Bärenfelsen am Cap D`Orso, ganz am nordöstlichsten Zipfel der Insel. Dieser Bär ist weithin sichtbar und dient seit Jahrhunderten den Seefahrern als wichtige Orientierungshilfe und Wegpunkt. Wer den Bären sieht, hat Sardinien erreicht. Heute ist der Bärenfelsen ein beliebtes Ausflugsziel. Ein 500 Meter langer Steig führt nach oben, und wird täglich von hunderten Touristen begangen. Die werden dafür mit einem atemberaubenden Ausblick belohnt. Auch wenn sie dabei die Sonnenbrille festhalten müssen, weil um den Bären stets auch ein heftiger Wind pfeift.

Ein weitere Besuchermagnet ist der Elefant. Der steht nicht an der Küste, sondern ein paar Kilometer landeinwärts und ist ebenso unverkennbar, wie der Bär. Wer Sardinien besucht, muss auch den Elefanten gesehen haben, eines der mächtigsten Tiere im steinernen Tiergarten der Insel.

Rupert Lenzenweger

Der Elefant, an dem unverkennbar Wind unter Wetter nagen und ihre Spuren hinterlassen.
Der Bärenfelsen. Für Seefahrer seit Jahrhunderten eine Wegmarke und Orientierungshilfe. Heute vor allem Besuchermagnet.
Mit Fantasie lässt sich in beinahe jedem Felsen ein Tier oder eine Gestalt erkennen.
Atemberaubende Ausblick vom Bärenfelsen auf die Küste von Sardinien und die davor liegenden Inseln.
500 Meter aufwärts: der Steig zum Bärenfelsen. Alle Bilder: Rule