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Sammelbegriff „Donauschwa-

ben“ bekannt geworden.

Von Rupert LENZENWEGER

Die Reise in die neue Hei-

mat war beschwerlich und

führte mit Schiffen über die

Donau. Endlich in der neuen

Heimat angekommen warteten

auf die Auswanderer nicht nur

viel Arbeit, sondern oft auch

Krankheiten und sogar der

Tod. Und trotzdem: Weil das

Land fruchtbar und die Men-

schen fleißig und zäh waren,

entwickelte sich dieser Teil der

pannonischen Tiefebene zur

„Kornkammer der Donaumo-

narchie“.

Den Fleiß dieser Menschen

lernten Ende 1944 auch Bau-

Mai

Ü

ber 1.000 Kilometer führte ihre Irrfahrt und nach einemMonat hatte die be-

schwerliche Reise der 167 Pferdewägen in der Lindenallee in Mondsee ihr vor-

läufiges Ende. Damals glaubten viele Franztaler noch, dass sie bald wieder in ihre

Heimat zurückkehren könnten. Inzwischen sind mehr als 70 Jahre vergangen und

ins Franztal ist keiner der damaligen Flüchtlinge mehr zurückgekehrt. Dafür haben

viele von ihnen imMondseeland eine neue Heimat gefunden.

Damals wie heute ist Franztal

ein Stadtteil von Belgrad. Bis

Mitte 1944 lebten dort Serben

und Kroaten, Ungarn und Ju-

den in harmonischer Eintracht

mit Deutschen und Österrei-

chern. Die sind zwischen 1722

und 1787 mit den drei großen

Schwabenzügen in diesen un-

teren Donauraum gekommen.

Damals war dieses Land die

östliche Grenze des Habsbur-

ger Reiches und so gut wie

menschenleer. Gerade recht

für

Auswanderungswillige,

die wo anders als in ihrer Hei-

mat das Glück finden wollten.

Insgesamt 150.000 Menschen

haben sich so im Lauf von 65

Jahren in Banat, Batschka, Sla-

wonien, Syrmien und Ungarn

angesiedelt und sind unter dem

ern im Mondseeland schätzen.

Denn die Mondseer Bauern

mussten viele der Flüchtlinge

aufnehmen, die mit dem Wa-

gentreck im Spätherbst des

Jahres 1944 in Mondsee an-

gekommen sind. „Eine große

Freude hatten die Bauern mit

diesen Flüchtlingen freilich

nicht“, weiß Franz Schall,

der Obmann des Vereins der

Franztaler Ortsgemeinschaft

ist und dessen Vater ebenfalls

bei der Flucht nach Mondsee

dabei war. Aber die Franztaler

haben sich schnell integriert

und sind zu einem Teil der Be-

völkerung des Mondseelandes

geworden.

Das sind sie auch heute noch,

auch wenn die Grenzen längst

verschwimmen. Das ist eine

Vereinsobmann Franz Schall

(links) bei seiner Ansprache zur Weihe der Franztal-Gedenkstätte (Bild rechts) 2012 in Belgrad Novi Be-

zanija.

Bilder: Franztaler Ortsgemeinschaft

Neue Hei

Wieso kamen vor 70 Jahren die Franztaler

REPORTAGE

Flüchtlinge

und

Asylwerber in

Österreich?

Das ist nicht

neu. Erst vor

gut 70 Jahren

haben viele

Menschen bei

uns eine neue

Heimat

gefunden.