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Aktuelle Rundschau

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Oktober 2016

auch die gaffenden (und Ein-

tritt bezahlenden) Menschen

in Berlin, London, Köln und

sogar in amerikanischen Städ-

ten nicht von ihrem Kummer

ablenken.

A

nfang Februar 1929 hat-

te Martina Hinteregger

endgültig genug. Bei Nacht

und Nebel verließ sie den Zir-

kus und machte sich auf den

Heimweg nach Pfaffstätt. Dort

kam sie am 13. Februar nach

einer 14-tägigen Reise um 3

Uhr früh an. Martina stand mit

Tränen der Freude umringt von

ihrer Familie da und teilte Ge-

schenke aus, die sie ihren Lie-

ben daheim mitgebracht hatte.

Ihre Nichte Franziska Erhart

kann sich noch an einen Apfel

erinnern, den sie von Marti-

na bekommen hatte und der so

schön rot und rund war, „wie

ich in meinem ganzen Leben

noch keinen gesehen habe.“

Vom Zirkusleben hatte Mar-

tina fortan genug, Und obwohl

sich die Agenten beinahe täg-

lich die Klinke in die Hand ga-

ben und die Angebote immer

höher wurden, blieb Martina

eine Bauerndirn beim Krie-

hauser-Bauer in Humertsham.

M

artinas Glück dauerte

aber nur zwei Jahre. Dann

erkrankte sie, so wie drei weite-

re Familienmitglieder des Krie-

hauser-Bauern auch, an Typhus.

Im Braunauer Spital kämpften

die Ärzte vergeblich um das Le-

ben der „Riesin von Pfaffstätt“.

Am 20. Juni 1931 starb die da-

mals größte Frau der Welt einen

qualvollen Tod.

Glaubt man den Erzählun-

gen, dann waren es die Toten-

gräber, die den letzten maka-

beren Schlußpunkt hinter das

bewegte Leben von Martina

Hinterberger setzten. Weil sie

keinen so langen Sarg hatten,

brachen sie der Toten einfach

die Beine.

N

och heute erinnert eine

Gedenktafel an der Kir-

che in Pfaffstätt an die „ehren-

geachtete” Jungfrau Martina

Hinterberger.

Maria Hinterberger, die „Riesin aus Pfaffstätt”

bei einem Spaziergang durch Berlin, wo sie mit dem Zirkus gastierte.