

Juli
HISTORISCHES
AUS DEM MONDSEELAND
I
n seinem zweiten Buch über Zell amMoos erinnert
der Publizist und freie Autor Norbert Blaichinger
nicht nur an frühere Unternehmen, an Bauernarbeit
und an Menschen, sondern wirft auch einen Blick in die
Pfarrchronik mit Einträgen von Pfarrer Penetsdorfer
über die Kriegsjahre 1942 bis 1945.
A
uch Priester hatten
es zur Zeit der Nazis
nicht leicht. Pfarrer
Aspöck etwa, von
1926 bis 1941 Vorgänger von
Friedrich Penetsdorfer als Seel-
sorger in Zell amMoos, war bei
den Braunen ganz und gar nicht
beliebt. Er musste sogar einmal
eine Hausdurchsuchung durch
die Nazis über sich ergehen
lassen. Gefunden wurde nichts
Wesentliches. Gesucht wurde
vor allem nach „verbotenen
Büchern“ der Kleriker. Solche
besaß auch Friedrich Penets-
dorfer. Als „der schöne Fritz“
nach Zell kam, bat er beim
Bauernhof Lechner, die Bücher
unterstellen zu dürfen. Was die
rechtschaffenen Bauersleute
zusagten und den Bücherkoffer
in der Tenne versteckten. Die
Priester waren auch sonstigen
Schikanen durch die Nazis aus-
gesetzt. So mussten sie – wie
auch Penetsdorfer – den Bau-
ern bei der Erntearbeit helfen.
Zart und vorsichtig
„Penetsdorfer stand den
Nazis ablehnend, aber auch
furchtsam gegenüber“, schreibt
Norbert Blaichinger nach Be-
wertung verschiedener Quel-
len, „er versuchte möglichen
Konfliktpunkten
möglichst
aus dem Weg zu gehen.“ Auf
eine feierliche priesterliche
Installation am Kirchenplatz
wurde verzichtet, „weil man
ja nicht wusste, was kommt“,
so Penetsdorfer in seinen spä-
ten Jahren einmal zum Autor.
Nicht wissen, was kommt. Ein
gutes Stichwort. So gesehen ist
es nicht verwunderlich, dass
Penetsdorfers Chronikeinträ-
ge zart und vorsichtig waren.
Man muss schon sehr genau
zwischen den Zeilen lesen kön-
Pfarrer Penetsdorfers
zarte und vorsichtige
Chronikeinträge
nen, um den Hauch einer Kritik
am Nazi-Regime zu erkennen.
Er vermied die Bezeichnung
Nazis, schrieb statt dessen
von „Maßgeblichen“, notierte
Wetterereignisse und Naturka-
tastrophen, beklagte den Krieg
und fürchtete um das Wohl der
Menschen. Dass der Krieg im
Mai 1945 endlich vorbei war,
notierte er durchaus mit Er-
leichterung.
Norbert Blaichingers Buch
„Zell am Moos 2“ (Geschich-
ten rund um das Dorf) ist
gerade in der edition irrsee
erschienen, umfasst 160 Sei-
ten (inkl. farbigem Bildteil
in der Buchmitte) und kostet
19,80 Euro. Erhältlich ist es
bei Trafik Lettner, Postpartner
Angelika Eppel (beide in Zell
am Moos), Foto Schwaigho-
fer in Mondsee sowie unter
irrseeakademie@gmx.at.
Zell am Moos
im Zweiten Weltkrieg.
Pfarrer Friedrich Penets-
dorfer. Seine Eintragungen
in die Pfarrchronik dien-
ten Norbert Blaichinger als
Grundlage für den zweiten
Band seiner „Geschichten
rund um das Dorf“.
Penetsdorfer
stand den
Nazis
ablehnend,
aber auch
furchtsam
gegenüber ...
... weil man
ja nicht
wusste, was
kommt.