Alles ist einfach so passiert

Seit gut einem Jahr ist Michaela Langer-Weninger Präsidentin der oberösterreichischen Landwirtschaftskammer. Und keine Frage: es war ein besonders herausforderndes Jahr.

Wie erleben Sie derzeit die Situation. Pandemie, Lockdown, Schulschließungen, Ausgangssperren …?

Langer-Weninger: „So schlimm die aktuelle Situation jetzt ist. Es gibt auch eine andere Seite der Pandemie und die hat vielen Leuten die Augen dafür geöffnet, wie wichtig die regionale Lebensmittelversorgung ist. Und diesbezüglich sind wir ja im Mondseeland wirklich eine Insel der Seligen. Unsere Bauern und landwirtschaftlichen Betriebe decken fast die gesamte Bandbreite ab. Das reicht beispielsweise von Eiern und Milch als Grundnahrungsmittel und geht über Brot bis hin zu wahren Spezialitäten wie Fleisch, geräucherte Fische und vielem mehr.“

Haben auch die Bauern aus der jetzigen Situation etwas gelernt? Und kann ich als Konsument einfach zu einen Bauern gehen und fragen ob er mir etwas verkauft?

Langer-Weninger: „Ich habe schon das Gefühl, dass sich auch die Bauern den Bedingungen anpassen. Lebensmittelautomaten mit einem breiten Angebot werden immer mehr. Und eine Scheu vor dem Besuch bei einem Bauern braucht niemand haben. Einfach miteinander reden. Entweder er hat selbst Produkte, oder er kennt einen anderen Bauern. Und die Konsumenten werden feststellen, dass das Angebot noch viel bunter und umfangreicher ist, als erwartet.“

Wird dieser Trend zu regionalen Lebensmitteln nach der Coronakrise
anhalten?

Langer-Weninger: „Wir brauchen uns nichts vormachen. Wahrscheinlich wird dieser Trend wieder etwas abflachen. Es wird aber trotzdem viele Menschen geben, die auch nach der Pandemie weiterhin bei den Direktvermarktern einkaufen. Einfach deshalb, weil sie gesunde und ökologische Produkte haben wollen.“

Wie schaut bei einer Landwirtschaftskammerpräsidentin der typische Arbeitsalltag aus? Oder gibt es so etwas gar nicht?

Langer-Weninger: „Mein Aufgabenbereich ist Gott sei Dank recht abwechslungsreich und kaum von täglicher Routine geprägt. Natürlich gibt es viele Sitzungen und Besprechungen. Aber wo es geht, mache ich mir Termine direkt vor Ort. So komme ich aus dem Büro heraus und bin nahe bei den Leuten, für die ich eigentlich da bin. Was sich wirklich jeden Tag wiederholt ist, dass ich vom Mondseeland nach Linz pendeln muss und eine rund 80-Stunden-Arbeitswoche habe.“

Bei so viel Arbeit, freut man sich da nicht ganz besonders auf einige ruhige Tage wie jetzt zu Weihnachten?

Langer-Weninger: „Da möchte ich zunächst sagen, dass ich ja gerne diese Arbeit mache und es für mich keine Belastung ist. Aber natürlich freue ich mich, wie die meisten Menschen, auf Weihnachten und ein paar ruhige Stunden mit der Familie. Natürlich wird es auch bei uns, so wie bei anderen Familien, heuer coronabedingt nicht die großen Familientreffen geben.“

Was kommt bei der Familie Langer-Weninger an den Weihnachtsfeiertagen auf den Tisch?

Langer-Weninger: „Das ist jetzt eine gute Frage, weil wir uns da nie ganz einig sind. Ich als geborene Waldviertlerin hätte am Heiligen Abend gerne einen Karpfen. Aber die anderen Familienmitglieder tendieren immer zur klassischen Würstlsuppe. Also gibt’s jedes Jahr den gleichen Kompromiss. Würstlsuppe am heiligen Abend, Karpfen am Weihnachtstag.“

Wie viele Dirndlkleider hängen in Ihrem Schrank?

Langer-Weninger: „Ich glaube, rund 15 werden es schon sein. Das Dirndkleid hat für mich gleich mehrere Vorteile. Zum einen ist es immer schick und man ist damit stets passend angezogen. Zum anderen kaschiert es so manches zusätzliche Kilo, das sich im Laufe des Jahres so an die Hüften legt.“

In den vergangenen Jahren haben Sie eine steile Karriere gemacht. Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Langer-Weninger: „Gleich vorweg: Es ist jetzt nicht so, dass ich da etwas groß geplant hätte. So wie es sich entwickelt hat, ist es einfach passiert. Ein Schritt nach dem anderen ist von selbst gekommen. Als Landwirtschaftskammerpräsidentin fühle ich mich am richtigen Platz, um für unsere Bäuerinnen und Bauern gestalten zu können. Das möchte ich auch noch in fünf Jahren tun.“

Interview: Nicole Lenzenweger