Die Ischlerbahn lebt

Zwischen Salzburg und Bad Ischl, pfeift a liabe kloane Eisenbahn,

raucht a bissl, pfaucht a bissl und dann taucht sie wieder an.

Zwischen Salzburg und Bad Ischl, fahrt man in den grünen Wald hinein.

Pflückt vom Almenrausch, a Büschl und dann steigt man wieder ein.

Ja der eine hat`s leicht und der andre hat`s schwer.

Schau das Lokomotiverl, das plagt sich so sehr.

Und so manchem im Zug geht es da durch den Sinn.

Ja auch ich muss mein Anhängsel ziehn.

Zwischen Salzburg und Bad Ischl,

fahrt a liabe kloane Eisenbahn, rast a bissl, rennt a bissl,

bis sie nimmer weiter kann.

Nimmer weiter kann die Ischlerbahn seit 60 Jahren. Damals wurde die Bahn der aufkommenden Buslobby geopfert. Man sah die Zukunft das Nahverkehrs auf der Straße und nicht auf der Schiene. Und schaute damit in eine gründlich falsche Richtung. Wie wir heute wissen.

Und jetzt kommt Stefan Mayer daher um uns weiß zu machen, dass die Ischlerbahn lebt. Und das nicht nur als nostalgiebehaftete Zukunftshoffnung begeisterter Lokalbahnfans, sondern als Touristenattraktion auf malerischer Strecke in der walisischen Grafschaft Powys. Mögen zwischen Salzburg Mondsee und Bad Ischl die Schienen auch verschwunden sein. Einige Lokomotiven und Waggons haben überlebt und sind nach wie vor im Einsatz. So eben bei Welshpool and Llanfail Railroad, wo eine Lokomotive der ehemaligen Ischlerbahn heute noch Touristen kurvenreich durch eine Hügellandschaft bringt.

Lok Nummer 19, als Kriegsdampflok 1944 im damals von den Deutschen besetzten Frankreich gebaut, wurde nach Kriegsende von den Amerikanern der Salzkammergut-Lokalbahn übergeben und durfte den morgendlichen Milchzug von Vetterbach nach Salzburg ziehen. Noch vor Ende der Ischlerbahn wurde die Lok in die Steiermark verkauft und zwischen Weiz und Ratten eingesetzt. Scheinbar schon am Ende ihres Daseins wurde sie 1965 abgestellt. Doch Eisenbahnenthusiasten in Wales suchten für die zwei Jahre zuvor wiederbelebte Welshpool and Llanfair Light Railway nach Zügen, die auf den für die britischen Inseln unüblichen Spurweite von 762 Millimetern eingesetzt werden konnten. Hier sorgte die „Bosnaspur“, die Bosnische Spurweite, auf der die Ischlerbahn fuhr, für die Wiederauferstehung bei den Walisern, wo die Lokomotive seit 1970 als „Sir Drefaldwyn“ knapp drei Jahrzehnte im Einsatz war und seit 2014 erneut aufgemöbelt wurde.

Auch Lok Nummer 22 der Ischlerbahn kann auch mit außergewöhnlichen Einsatzorten aufwarten. Ihr weiterer Lebensweg führte über das Zillertal, das Deutsche Technikmuseum Berlin und als „Rasender Roland“ auf der Ostseeinsel Rügen nach Sachsen. Sie kehrte im April 2017 reich an Schienenerfahrung auf einem Sattelschlepper zu Liebhabern nach Salzburg zurück.

Viele Ischlerbahn-Wagen endeten als Bauhütten, Gartenhäuser oder Hühnerställe. Für die Taurachbahn, als Museumsbahn zwischen Tamsweg und Mauterndorf geführt, erlebten neben einem Originalwaggon einige Wagen eine Wiederauf-erstehung als Neubauten. Mit etwas Glück kann man mit einer vollständigen Ischlerbahn-Garnitur im Lungau unterwegs sein.

In der 67-jährigen Betriebsgeschichte der Ischlerbahn wechselten die Besitzer und Betreiber beinahe so häufig wie die Fahrpläne. Die meiste Zeit war die Bahn in deutschem und englisch-schweizerischem Eigentum. Am kürzesten scheint Salzburg als Mehrheitseigentümer auf. Die zur Elektrifizierung von den US-Truppen aus Kriegsbeute zur Verfügung gestellten tonnenschweren Kupferdrähte verschwanden aus der Itzlinger Werkstätte kurz vor der Montage. „Durch die Geschichte dieses Unternehmens gehen Dummheit, Unfähigkeit, Profitsucht und Sabotage von Seiten der Geschäftsführung wie ein roter Faden”, ätzte eine Zeitung 1957 zur Einstellung. Die Bahn hatte gegen den Individualverkehr und die Buslinie verloren.

„Die Salzburger Grenzfälle“ nennt Stefan Mayer seine Buchserie, in der jetzt der vierte Band erschienen ist und in dem auch die Geschichte der Ischler Bahn erzählt wird. Die Bücher können im Webshop (landversand.salzburg.gv.at) des Landes Salzburg um 6,90 Euro bestellt werden. Digitale Versionen aller vier Bände stehen dort zum kostenlosen Herunterladen zur Verfügung.