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SAGE
AUS DEM MONDSEELAND
eit jeher erzäh-
len sich die
Men s chen
des Mond-
s e e l a n d e s
unheimliche
Ge s ch i ch t en
von einem bösen unsichtba-
ren Wesen, dass sein Spiel
an der Schatzwand nahe der
Drachenwand treibt. Um das
Jahr 1850 gingen dort zwei
Jäger auf die Jagd. Sie hat-
ten kein Jagdglück und beim
Rückweg kamen sie an jener
unheimlichen und verrufenen
Stelle vorbei. Da sagt der eine
Jäger zum anderen: „Schie-
ßen wir hier unsere Stutzen
ab, um die alte Ladung aus
den Rohren zu bekommen.
Das Rasenstück da oben im
überhängenden Felsen soll
das Ziel sein.“ Der zweite
Jäger warnte den anderen,
die unheimliche Stille dieses
Ortes durch einen Schuss zu
stören. Dieser ließ sich aber
nicht von seinem Vorhaben
abbringen und schoss los.
Laut hallte es von der Wand
herab und lautes Steingerassel
folgte dem Echo. Beide Jäger
konnten aber keine Steine
fallen sehen. Auch nach dem
dritten und vierten Schuss
wiederholte sich das selbe
Schauspiel. Voller Schrecken
und Angst verließen sie den
Ort und kehrten nie mehr zu-
rück.
Ein anderes mal lockten
besonders große und saftige
Erdbeeren zwei Frauen zum
Erdbeersammeln. „So viele
Erdbeeren habe ich in mei-
nem Leben noch nie gesehn,“
sagte die eine zur anderen. Als
sie zu pflücken begannen, flo-
gen kleine Steinchen aus ver-
schiedenen Richtungen über
ihre Köpfe hinweg. Trotzdem
stiegen sie immer weiter hin-
auf, denn die Erdbeeren wur-
den immer größer und größer.
Gleichzeitig aber nahmen
die unerklärbaren Steinwürfe
auch zu. Als sie ein Rasen-
stück entdeckten, auf dem
unglaublich große und dicke
Erdbeeren wuchsen, began-
nen die Steine hagelartig zu
fliegen und es erhob sich ein
donnerndes Getöse, dass die
Frauen glaubten die ganze
Felswand stürze herunter.
Schnell verließen die Frauen
mit klopfenden Herzen diese
verrufene Stelle.
Infos zur Sage
Neben dem Schober erhebt
sich zur Drachenwand hin eine
große Felswand, die sogenann-
te Schatzwand. Unterhalb der
Felsen finden sich im steilen
Bergwald mehrere Geröllrin-
nen und sogar ein breites und
langes Rutschgebiet, das auch
„Schober Eingang“ genannt
wird. Es ist von Mondsee aus
gut zu sehen. Dort wird viel-
leicht die Stelle zu suchen sein,
von der die beiden Geschichten
erzählen.
Sagenquelle
Buch: Wundersames Mond-
seeland. Sagen, Legenden, Er-
zählungen für Kinder und Er-
wachsene. Gesammelt und neu
erzählt von Anton Reisinger, il-
lustriert von Agneta Gräfin von
Almeida, Verlag omnipublica,
ISBN-10: 3-9502162-4-3,
Euro 14,00
Verkauf: Museum Mondsee-
land, neben der Basilika.