Jeannele und Seppele als ständige Wegbegleiter

Irgendwie erinnert eine Rundreise durch das französischen Elsass an das Wettrennen zwischen dem Hasen und dem Igel. Weil egal wohin du auch kommst: Jeannele und Seppele sind schon da. Das Mäderl und der Bub in alter elsässischer Tracht sind an allen Ecken und in allen Formen zu finden. Als Schneekugel oder Bieruntersetzer, als Deckblatt von Notizbücher oder als Schlüsselanhänger. Als Ansichtskarten sowieso. Und im Töpferdorf Souffleinheim dazu auch noch in allen nur denkbaren Keramikausführungen.

Jeannele und Seppele sind Figuren, die der Künstler Hansi geschaffen hat. Aus einer Kombination naiver Malerei, gepaart mit exakten Strichen eines begnadeten Grafikers und Karikaturisten. Jeannele und Seppele sind aber nicht alleine auf der Welt. Sie haben viele Freunde und Haustiere. Und was sie mit denen alles erleben, hat Hansi ebenfalls mit Strichen und Farben festgehalten. Die Kinder treiben Gänse auf die Weide, toben mit Hunden durch die Straßen oder sie machen sich hinter den Rücken der Lehrer über diese lustig. So sind hunderte Zeichnungen entstanden, eine herziger als die andere. Hansi hat sich damit zum Volkskünstler des Elsass gezeichnet, den jeder Einheimische sowieso kennt und der auch jedem Touristen spätestens nach dem ersten Blick in ein Souvenirgeschäft ein Begriff ist. Von Hansis Kinderzeichnungen nicht begeistert zu sein, geht gar nicht.

Hansi war aber mehr als ein Zeichner lustiger Kinderbilder und hieß natürlich nicht einfach nur Hansi, sondern wurde am 23. Februar 1873 als Jean-Jacques Waltz als jüngstes von vier Kindern des Metzgermeisters Jacques André Waltz und Rosalie Clémence Dunan in Colmar geboren. Sein Vater wurde im Jahre 1881 städtischer Bibliothekar von Colmar und 1891 Kurator des Unterlinden-Museums. Dadurch weckte er schon früh in seinem Sohn eine Begeisterung für Geschichte und Kunst. Schon während seiner Schulzeit auf dem Gymnasium in seiner elsässischen Heimat wurde Waltz wegen seiner anti-deutschen Haltung oft bestraft. Danach ging er nach Lyon, um sich als technischer Zeichner ausbilden zu lassen. Er kehrte wieder ins Elsass zurück und arbeitete als Designer in Textilfabriken in Cernay und Logelbach. Später wurde er als Zeichner von Postkarten berühmt. Seine Motive verbinden häufig idyllische Dorfszenen mit bissigen deutschfeindlichen Karikaturen. Daher klagten ihn mehrfach die deutschen Sicherheitsbehörden des Reichsland Elsaß-Lothringen an und verurteilten ihn auch. Im Juni 1914 wurde er zu einer 15-monatigen Gefängnisstrafe verurteilt, der er sich entzog, indem er in die Schweiz floh und anschließend nach Frankreich emigrierte, wo er in die Armee eintrat.

Waltz gehörte zu den Förderern des Musée d’Unterlinden in Colmar. Mit seiner L’Histoire d’Alsace racontée aux petits enfants par l’oncle Hansi veröffentlichte er 1912 eine illustrierte Geschichte des Elsass für Kinder, die ebenfalls von einer antideutschen Haltung geprägt ist. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Freiwilliger auf französischer Seite. Die Staatsangehörigkeit von Elsass-Lothringen wurde ihm 1916 entzogen.

Nach dem Ende des Krieges und der Wiederangliederung Elsass-Lothringens an Frankreich warnte Waltz vor einem seiner Meinung nach rasch wieder erstarkenden kulturellen Einfluss Deutschlands auf das Elsass. Nach der deutschen Invasion im Zweiten Weltkrieg flüchtete er zunächst nach Agen in Südfrankreich. Dort konnten ihn aber Gestapo-Beamte aufspüren, die ihn zusammenschlugen und schließlich für tot hielten. Daraufhin floh er in die Schweiz. 1946 kehrte er nach Colmar zurück.

Im Städtchen Riquewihr wurde ihm zu Ehren ein Museum (Musée Hansi) eingerichtet. An seinem 50. Todestag errichtete seine Heimatstadt Colmar gegenüber seinem letzten Wohnhaus am Boulevard du Champ de Mars ein Denkmal zu Ehren von „Onkel Hansi“.

Manche Zeichnungen zeigen nach Ansicht des Pädagogikwissenschaftlers Gerhard Schneider seine „manchmal alle Maße sprengende Feindschaft“ gegenüber Deutschland. Während unbefangene Betrachter Waltz’ Postkartenmotive zumeist lediglich als harmlose Szenen aus dem Elsass wahrnähmen, weist Gerhard Schneider in vielen Motiven auf die Spuren einer tiefen Abneigung gegenüber den Deutschen hin, die sich jedoch nur bei näherer Betrachtung und unter Anleitung eines Experten erkennen ließen.

Der Straßburger Historiker Georges Bischoff lobt demgegenüber die Zeichenkunst von Waltz als eine „Kunst des Spottes und als Genie der Frechheit“. In seinen Zeichnungen käme ein „Lachen der Schwachen gegen die illegitimen Mächtigen“ zur Geltung. Insbesondere beim Bildroman Professor Knatschke wäre Waltz „bissig, ohne wirklich böse“ zu sein.

Lebenslauf übernommen von Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Jacques_Waltz

Hansi starb am 10. Juni 1951 in seiner über alles geliebten Heimstadt Colmar.

Rupert Lenzenweger

Hansis Figuren zieren auch feines Kermik.
Jean-Jacques Waltz war auch ein begnadeter Grafiker und gestaltete für viele Großereignisse die Plakate.
Als kritischer Karikaturist hat sich Jean-Jacques Waltz auch viele Feinde gemacht.
Willkommenm im Hansi Museum in Colmar.
Die bunte Welt rund um die Zeichnungen von Hansi. Sogar Kekse gibt´s. Alle Bilder: Rule

www.tourisme-colmar.com/de/entdecken/geschichte-kulturerbe/colmar-entdecken/colmarer-portrats/142-hansi-oder-das-missverstandnis

www.visit.alsace/de/235014585-das-hansi-dorf-und-sein-museum/