OSTERN
IM FLACHGAU
Wie kam das Osterei zu seiner Farbe?
W
ieso werden Ostereier bemalt? Weil´s gut aus-
schaut? Oder steckt vielleicht mehr dahinter?
Schon die alten Ägypter ha-
ben das Ei als Ursprung der
Welt verehrt. Erstmals ange-
malt haben die Eier aber die
Griechen und Römer in der
Antike. Diese bunten Eier wur-
den im Frühjahr bei Tag- und
Nachtgleiche aufgehängt und
markierten den Beginn eines
neuen Jahres.
Das Christentum hat diese ur-
alte Symbolik übernommen und
so erinnert das schlüpfende Kü-
ken auch an die Auferstehung
Jesu. So dürfte auch Ostern
zu den Eiern gekommen
sein. Um die Bedeut-
samkeit der Eier sicht-
bar zu machen, wurden
sie rot angemalt. Als
Symbol für das von Je-
sus verflossene Blut. Im Mittel-
alter wurden in der Fastenzeit
auch keine Eier gegessen. Weil
das den Hühnern egal war, gab
es einen entsprechenden Eierü-
berschuss. Und umdie
Ü
ber den Osterhasen und seine Eier spricht in
diesen Tagen jeder. Aber wer redet von den
Hennen? Dabei sind sie es, die dafür sorgen, dass
uns zu Ostern die Eier nicht ausgehen. Wir haben
eine Henne zum Interview gebeten.
Viel zu tun vor Ostern?
Henne:
„Auch nicht mehr, als
das ganze Jahr über. Wir sind
fleißige Tiere und sorgen stän-
dig dafür, dass frische Eier auf
demMarkt sind. Die fleißigsten
von uns legen bis zu 300 Eier
im Jahr. Allerdings nur, wenn
wir in der Eierproduktion tätig
sind. Wildlebende Kollegin-
nen, die jedes Ei ausbrüten, le-
gen nur maximal drei Eier im
Monat.“
Derzeit dürfen Sie und Ih-
re Kolleginnen wegen der
Vogelgrippe nicht aus dem
Stall. Wie schlimm ist das?
Henne:
„Für mich eine Kata-
strophe. Ich bin das Leben im
Freien gewöhnt und fühle mich
draußen amWohlsten. Das ent-
spricht auch unserem Urin-
stinkt. Es ist einfach schön,
am Boden zu kratzen, sich im
Sand zu suhlen, nach Würmern
zu picken und sich frei zu be-
wegen. Nachts gehen wir dann
gerne in den Stall, wo wir auf
einer Stange sitzend über dem
Boden schlafen. Wir sind auch
recht gesellige Tiere und wenn
wir auch noch einen Hahn ha-
ben, ist das Leben einer Hen-
ne perfekt. Der Hahn verteidigt
uns Hennen gegenüber Feinden
und Nebenbuhlern.“
In Österreich werden allei-
ne zu Ostern über 70 Millio-
nen Eier gegessen. Die müs-
sen aber erst einmal gelegt
werden ...
Henne:
„Das schaffen wir
schon. Schließlich sind wir fast
6 Millionen Legehennen in Ös-
terreich. Rund ein Fünftel da-
von sind so wie ich ein Frei-
landhendl. Insgesamt können
wir 80 Prozent des Eierbedarfs
in Österreich decken. Übri-
gens: Die meisten Kolleginnen
habe ich in der Steiermark. Al-
leine dort leben 2,2 Millionen
Legehennen.“
Jetzt hat ja das Ei nicht den
allerbesten Ruf, wenn es um
die Gesundheit geht.
Henne:
„Ja, das höre ich auch
immer wieder und muss mich,
ganz ehrlich gesagt, darüber
wundern. Um es kurz zu ma-
chen. Unsere Eier sind besser
als ihr Ruf. Hühnereier sind ei-
ne wertvolle Folsäure-Quelle.
Außerdem enthalten sie reich-
lich Vitamin A, B, D, E, K so-
wie eine Reihe anderer Nähr-
stoffe. Weiters enthält das Ei
mehrfach hoch ungesättigte
Fettsäuren. Diese können vom
menschlichen Körper selbst
nicht gebildet werden, liefern
aber wichtige Bestandteile für
Bauprozesse. Das Ei zeich-
net sich außerdem auch durch
höchste Eiweißqualität aus und
hebt sich somit von allen ande-
ren Lebensmitteln ab.“
Das Ei ist auch aus der Kü-
che nur schwer wegzuden-
ken.
Henne:
„Richtig. Eier werden
fast überall benötigt. Das Ei ist
gewissermaßen ein Alleskön-
ner in der Küche. Das Eiklar in
Form von ,Schnee, macht den
Kuchen locker und flaumig.
Ein Schnitzel ohne Ei in der
Panier würde nie so gut schme-
cken und eine Mayonnaise ist
ohne Ei kaum herzustellen.
Auch beim Backen kann man
nur schwer auf Eier verzichten.
Es bindet und mit Dotter be-
strichene Strudelteige glänzen
ganz besonders schön.“
Ihr Osterwunsch?
Henne:
„Endlich wieder hi-
naus in die freie Natur. Wenn
der Frühling so wie jetzt an un-
sere Stalltüre klopft, ist es hier
herinnen kaum mehr auszuhal-
ten.“
Interview: Rupert Lenzenweger
Davon können die Hühner
derzeit nur träumen: Auslauf im Frei-
en. Die Vogelgrippe zwingt sie in den Stall.
Bild: Nicole Lenzenweger
Was die
Henne zu
Ostern sagt
älteren Eier nicht mit den frisch
gelegten zu verwechseln, wur-
den sie rot bemalt. Die anderen
Farben kamen erst im 19. Jahr-
hundert dazu. Da wurde Ostern
zum Familienfest und die Eier
erstmals versteckt. Und bunte
Eier werden nicht nur leichter
gefunden, sie sehen auch wert-
voller aus als unbehandelte
Eier und werden deshalb
als Geschenk ge-
schätzt.




